Kreisfeuerwehrverband Heilbronn

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Probe für den Ernstfall

Oedheimvon Ute Plückthun, HSt

Mit entsetztem Gesicht eilt Elke Bauer am Arm eines Feuerwehrmanns aus dem Oedheimer Seniorenzentrum. Vorsichtshalber ruft die Pflegedienstleiterin um Hilfe und schnappt nach Luft. Immer mehr Bewohner, Besucher und Beschäftigte werden unter den Blicken zahlreicher Schaulustiger befreit. Die meisten laufend, andere in Rollstühlen sitzend oder auf Bahren liegend. Die Großübung am Bautzenwald, an der unter Federführung der Oedheimer Feuerwehr Kollegen aus Friedrichshall und Neckarsulm sowie DRK und Polizei beteiligt sind, fordert schauspielerisches Geschick.

Abläufe Geprobt wird der Ernstfall, bevor das Pflegeheim am 18. Oktober in Betrieb geht. \"Die vorausschauende Einübung der Abläufe gibt uns die Sicherheit, gut geschützt und vorbereitet zu sein\", erklärt Jochen Ziegler, Regionalleiter der Schönberg Pflege- und Seniorendienste. \"Später werden in der Wohnanlage über 100 Menschen leben.\" Für Oedheim eine ganz neue Dimension, wie Bürgermeister Ulrich Ruoff betont.

Das Szenario ist so einfach wie realitätsnah: Durch einen technischen Defekt an einer Halogenlampe wird im ersten Obergeschoss ein Brand ausgelöst. Ausgerechnet in der Abteilung mit den demenzkranken Bewohnern, die voll belegt sein soll. Pünktlich um 18.01 Uhr löst der Brandmelder, der in jedem Raum der vollstationären Einrichtung montiert ist, Alarm aus. \"Über die zentrale hauseigene Brandmeldeanlage erfolgt die direkte Alarmierung der Feuerwehreinsatzzentrale\", führt Jan Griese, Geschäftsführer der Wilcke Baugesellschaft, aus.

Vier Minuten später rauscht das erste Oedheimer Fahrzeug heran. Einsatzleiter Sven Kübler übernimmt das Kommando. Auf der Rückseite dringt Qualm aus dem Gebäude. Um 18.10 Uhr sind alle fünf Fahrzeuge da, dazu noch der Löschzug mit Drehleiterfahrzeug aus Bad Friedrichshall. Der Atemschutztrupp betritt das Gebäude über den Haupteingang und rettet die erste Person. Um 18.25 Uhr ist auch das Neckarsulmer Drehleiterfahrzeug zur Rettung von Personen aus den Obergeschossen positioniert.

\"Entschuldigung, wo sind wir hier?\" will Dietrich Müller wissen und setzt ein bewusst verwirrtes Gesicht auf. Zusammen mit einigen Kameraden aus der Altersabteilung der Feuerwehr lässt er sich aus der zukünftigen Cafeteria retten. \"Wir sind die Anwärter für das Ding\", scherzt der älteste Komparse Hermann Weber (84), auf ein Gehwägelchen als Requisit gelehnt. 43 Statisten sind im ganzen Gebäude verteilt, darunter auch die Jugendfeuerwehr, DLRG-Schwimmer, Pfadfinder und Mitarbeiter des künftigen Betreibers.

\"Wo sind meine Tabletten?\", ruft Melanie Seel von der Jugendfeuerwehr aufgeregt und will immer wieder ausbüxen. Altenpflegeazubi Sven Zerrer, dem die scheinbare Bewohnerin nach der namentlichen Erfassung durch den ASB Neckarsulm übergeben worden ist, hat alle Hände voll zu tun.

Sicherheit Nicht nur die Brandbekämpfung, sondern auch die Belüftung des Gebäudes und die Betreuung der Bewohner gehören zu den Aufgaben der Wehr. So befinden sich verwirrte Personen auf dem Balkon im dritten Obergeschoss. Sie werden mit der Neckarsulmer Drehleiter in Sicherheit gebracht. Am Ende sind Bürgermeister Ruoff und Kommandant Franz Schuster zufrieden. Neckarsulms Kommandant Hermann Jochim lobt die \"optimale Vorgehensweise\" und der Friedrichshaller Kommandant Kurt Semen lobt das Brandschutzkonzept der Wohnanlage mit Früherkennungssystem sowie rauchdichten Sicherheitstreppenhäusern.

Bild: Noch vor der offiziellen Eröffnung übten die Feuerwehrabteilungen aus Oedheim und Degmarn mit Hilfe aus Bad Friedrichshall und Neckarsulm den Ernstfall.

Bildänderung: Gerd Klaiber, Feuerwehr Oedheim