Welche Erfahrungen haben die Rettungskräfte mit dem neuen Feuerwehr-Einsatzplan auf den Autobahnen im Unterland? Es gibt durchaus Kritik, die aber nur sehr vorsichtig formuliert wird.
„Es dauert zu lange“, hat Kreisbrandmeister Uwe Vogel von der Autobahnpolizei Weinsberg erfahren. Die Polizei habe das Ziel, nach Unfällen so schnell wie möglich die Autobahn wieder frei zu bekommen. Dass das nicht immer so schnell geht, bestätigt Leiter Jens Brockstedt. „Wir sind froh, dass wir die Profis haben. Das sind für uns Heilbronn, Neckarsulm und Weinsberg.“ Den kleineren Feuerwehren spricht er keinesfalls guten Willen und Einsatzbereitschaft ab. Nur: Ein Optimum an Ausstattung und Ausbildung, das sei für diese Aufgabe das Beste.
„Als Notärzte pochen wir immer darauf, auf maximale Profiausrüstung zurückgreifen zu können“, sagt auch Dr. Thomas Bombel, Sprecher der Leitenden Notärzte im Bereich Heilbronn. „Schnelles Eintreffen ist lebensentscheidend“, rückt er die zu rettenden Menschen in den Focus. Schlechte Erfahrungen mit der Neuregelung seien ihm nicht bekannt.
„Wir kommen ganz gut klar“, erzählt Wolfgang Hagner, Kommandant in Ilsfeld. „Es ist ein ruhiger Abschnitt, toi, toi, toi“, sagt er zu den wenigen Einsätzen auf zehn Kilometern der A 81. Auf mehr Technische Hilfeleistung, Brandschutz, Absicherung der Unfallstelle und Menschenrettung sei die Ausbildung umgestellt worden.
Mit 40 Autobahn-Kilometern hat Weinsberg nach der Neueinteilung die längste Strecke zu betreuen. „Das ist schon eine Menge“, sagt Lajosch Miklosch. Der Kommandant sieht Änderungsbedarf. Mit 48 Mann aus der Kernstadt sei das Personal an der unteren Grenze. Trotzdem sagt er, die Aufgaben seien gut zu bewältigen. Die Zusammenarbeit mit den „Neuen“ Untergruppenbach und Ilsfeld „klappt sehr gut“. Miklosch hält es für wichtig, Autobahn-Einsätze mehr als bisher in die Ausbildung einzubeziehen.
„Es geht nicht um das Selbstverständnis der Wehr, sondern um den Auftrag, dem Bürger optimale Hilfe zu leisten“, wundert sich Eberhard Jochim, welche Verantwortung manche Wehr auf der Autobahn auf sich nehme. Der Heilbronner Kommandant kritisiert die klare Trennung zwischen Stadt- und Landkreis, hat sich der Radius der Heilbronner doch drastisch reduziert auf 12,7 Kilometer auf der A 6. „Wenn wir als hauptamtliche Leute nicht besser wären, würde das System nicht stimmen“, stellt er den Unterschied heraus. Für positiv erachtet er, dass örtliche Kräfte als Ersteinheiten eingesetzt sind.
Aus Kostengründen hat manche Kommune den neuen Alarmplan unterschrieben. Kommen sie billiger weg? Im Gegenteil: Mehr Aufgaben, mehr finanzielles und personelles Engagement, mehr Tageseinsätze, zählt Neuenstadts Bürgermeister Norbert Heuser auf. „Wir haben uns nicht aufgedrängt, diese Aufgabe mit zu übernehmen, sondern haben dies aus feuerwehrtaktischer Sicht getan.“ In den vergangenen zwei Jahren zahlte die Stadt 980 Euro an Überlandhilfe an auswärtige Wehren. 1105 Euro nahm sie für Einsätze auf Nachbargemarkungen ein. Für 343 500 Euro schafft Neuenstadt jetzt ein Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug an - früher als notwendig, wegen der Autobahn-Einsätze.