Feuerwehr arbeitet Hand in Hand mit demWetterfrosch
Die Floriansjünger werden zu ?Wetterfröschen?: Ein Unwetter verhindern kann die Heilbronner Berufsfeuerwehr zwar nicht. Doch durch den Anschluss an ein Wetterradar kann die Leitstelle Regenstärken, Hagelgefahren und die Zugbahnen von Gewitterzellen vorab erkennen. ?Eine große Erleichterung für uns?, sagt Sprecher Günter Baumann.
Im Notfall wird es richtig bunt. Dank ?Konrad?. So heißt das Programm, mit dem die Feuerwehrleitstellen direkt mit dem Deutschen Wetterdienst in Offenbach verbunden sind und fast im Minutentakt ausgewertete Daten von 16 Wetterradaren auf den Bildschirm holen können. Mit vielen Farben, Kreis-, Viereck- oder Liniensymbolen sind die Kartengrundlagen bestückt. ?Bei einer violetten Farbe wird es kritisch?, erklärt Günter Baumann. ?Das heißt für uns Großalarm.?
?Violett? bedeutet Starkregen, die Wetterradare haben dann eine Regenmenge von mindestens acht Litern pro Quadratmeter in einer Stunde berechnet. Ein roter Kreis markiert die Kernzelle des Gewitters, Geschwindigkeit und Zugbahn kann die Feuerwehr ablesen. Eine Prognose, wohin das Unwetter die nächsten 30 Minuten voraussichtlich weiterzieht, wird mit weiteren Kreisen gleich mitgeliefert. Hagelwarnstufen, Orkanwarnungen mit Windstärken sind vermerkt für die Feuerwehr elementare Informationen zur Einschätzung, wie stark das Unterland betroffen sein wird.
Per Fax oder SMS bekommt die Feuerwehr im Vorfeld Unwetterwarnungen. Doch wie eine Unwetterfront exakt ziehen wird, bleibt ein Ratespiel. ?Früher?, sagt der Feuerwehrsprecher, ?haben wir an den Himmel gekuckt und bei der Nachbarleitstelle angerufen.? Heute sieht die Feuerwehr relativ genau, was passieren wird. Der Vorteil: Feuerwehrhäuser können rechtzeitig besetzt, Polizei, Behörden, große Festveranstalter alarmiert werden. Baumann: ?Im Extremfall kann das entscheidende Sekunden bringen.? Von einem großen Unwetter werde man jedenfalls heutzutage nicht mehr überrascht.
Bei der jüngsten Gewitterfront, die Gundelsheim reihenweise überflutete Keller bescherte, hatte die Feuerwehr die Leitstelle nach einem
alarmierenden Farbenspiel auf dem Radar von zwei auf 13 Mann aufgestockt. Notfall-Anrufer konnten schneller bedient werden. Günter Baumann sieht die Technik, die Ende 2003 in Heilbronn installiert wurde, als notwendig an. ?Die Wetterlagen werden immer extremer.?
?Es hat sich bereits bewährt?, lobt Heilbronns Betriebsamtsleiter Dieter Klenk das Vorwarnsystem. Auch Heilbronns Feste-Manager Bernhard Winkler ist für Unwetter-Tipps dankbar. Wenn Großzelte nicht rechtzeitig geschlossen würden, sind sie ?eine hervorragende Angriffsfläche? für den Wind.
Zu richtigen ?Wetterfröschen? haben sich die Einsatzkräfte in der Feuerwehrleitstelle zwar noch nicht gewandelt. Man werde aber ?sensibler? für das, was sich am Himmel abspielt, sagt Hauptbrandmeister Sven Flinspach. ?Schnell nach Hause?, warnt er seine Familie heute öfter als früher. Er hat gelernt: Wenn Wind aus Richtung Norden, aus Richtung Neckarsulm auffrischt, ?gibt es oft Regen?.
Bild 1 und 2: Unwetter am 29.06.2006 im Landkreis Heilbronn
Bild 1: Wetterradar um 06:30 Uhr
Bild 2: Wetterradar um 06:35 Uhr