Corona sorgt bei der Feuerwehr im Landkreis für Probleme. Die Übungen fanden lange nur bedingt statt und bei der Jugend sind einige ausgestiegen. Doch mit den Lockerungen wird die Situation wieder besser.
Das Ende der Corona-Notbremse im Landkreis führt zu vielen Erleichterungen. Nicht nur Einzelhändler und Gastronomen, auch Menschen in systemrelevanten Berufen können langsam aufatmen. Eine dieser Gruppen sind die Feuerwehren der Region. Denn hier waren bis März Übungen nur phasenweise möglich, der Ablauf der Einsätze hat sich verändert und die Nachwuchs-Arbeit fiel komplett weg. Vor allem letzteres könnte Konsequenzen nach sich ziehen.
Basic-Handgriffe werden schwerer
„Man merkt, wie die Basic-Handgriffe nach fast einem Jahr ohne Übung schwerfälliger werden“, erzählt Marcel Karger, Oberlöschmeister bei der Freiwilligen Feuerwehr Brackenheim. Denn viel Übungszeit gab es während Corona nicht. Lediglich bis März 2020 war der normale Übungsdienst noch möglich.
Ab April war dann erst einmal eine Zwangspause angesagt. Von Juli bis Oktober konnten die Trainings immerhin in kleinen, fest eingeteilten Gruppen weitergeführt werden, erzählt Marcel Karger. „Durch ein zeitig aufgestelltes Konzept konnten wir in Brackenheim relativ schnell wieder in Kleinstgruppen üben“, sagt er. Dann kam, durch hohe Inzidenzen, eine erneute Zwangspause. „Von November bis Februar 2021 wurde der gesamte Übungsdienst unterbrochen“, erzählt Andreas Löffler, Brandmeister bei der Feuerwehr Lauffen.
Seit März wieder Übungen
Marcel Vogt, Kommandant der Feuerwehr in Bad Friedrichshall, spricht ebenfalls davon, wie sehr die übungsfreie Zeit an die Substanz ging. „Man merkt wirklich, dass auch Routine-Griffe schwerfallen.“ Erst seit März diesen Jahres können wieder Trainings durchgeführt werden, doch noch lange nicht so, wie gewohnt. „Meist finden Übungen im Freien statt“, erzählt Löffler, „auf größere Einsatzübungen wird noch verzichtet.“
Außerdem müssen sich die Feuerwehrleute bei Treffen an Regeln halten. In Obersulm werden Schnelltests vor den Übungen durchgeführt, erzählt der Kommandant Gerhard Schenk. „Das Rote Kreuz zeigt uns gerade, was wir dabei beachten müssen“, sagt er, „das wird gut angenommen bei uns.“
Training hat sich verändert
Bei Übungen und Einsätzen werden zudem FFP2-Masken getragen. Lediglich eine Ausnahme von der Maskenpflicht gibt es: Dann, wenn Atemschutzmasken angelegt werden müssen. „Aber dann haben die Träger in dieser Zeit hundertprozentige Sicherheit, sie sind ja von der Umluft unabhängig“, erklärt Marcel Karger.
Seit März kann auch die Feuerwehr Obersulm wieder trainieren, wenn auch nur in Kleingruppen. „Früher hatten wir Übungsabende mit 30 bis 40 Leuten“, erzählt Gerhard Schenk. „Momentan sind es nur zehn Kameraden, die gemeinsam in festen Gruppen üben.“ Wesentlich mehr Aufwand also. „Aber die Sicherstellung der Einsatzbereitschaft sowie die Gesundheit für uns selbst und die Personen im Einsatzgebiet sind jeden Aufwand wert“, stellt Karger klar.
Fahrzeuge nicht mehr voll besetzt
Auch die Einsätze haben sich verändert. So werden Fahrzeuge derzeit nicht mehr voll besetzt. „Normal fahren im Löschfahrzeug sieben Leute mit“, erzählt Marcel Vogt. „Derzeit sind es vier, das ist das mindeste, was man braucht.“ Der Rest fährt mit einem zusätzlichen Fahrzeug. Vogt hofft, dass sich die Situation etwas entspannt, wenn erst einmal ein Großteil der Feuerwehrleute voll geimpft ist. Denn seit 16. April dürfen in Baden-Württemberg Angehörige der Feuerwehr geimpft werden.
Nachwuchs kann nicht eingearbeitet werden
Was zu einem Problem werden kann, ist der Nachwuchs. Denn Übungen durften lediglich stattfinden, wenn sie der Einsatzfähigkeit dienen, was bei der Jugendfeuerwehr nicht der Fall ist. Einige Nachwuchs-Feuerwehrkräfte sind deshalb im vergangenen Jahr ausgetreten. Das könnte in den nächsten Jahren zu Problemen führen, denn die Feuerwehren in der Region bekommen viel Nachschub aus der eigenen Jugend. Und selbst wenn der Nachwuchs kommt, kann er derzeit nicht mit auf Einsätze. „Wir haben zwar neue Mitglieder durch Zuzug oder Übertritt aus der Jugend bekommen“, erzählt Vogt, „aber die können wir momentan nicht mitnehmen, weil sie nur die Leute kennen, die in ihrer Kleingruppe sind.“