Günter Baumann hat noch nie einen Hund besessen. Aber die Mitglieder der Rettungshundestaffel haben ihn zu ihrem neuen Vorsitzenden gewählt. Wie das zusammenpasst? „Sehr gut“, sagt Baumanns Vorgängerin Brigitte Kölzig. „Keinen Hund zu haben, ist die beste Voraussetzung für den Vorstandsposten.“ So sei man frei für den Job. Denn die 35 Hundeführer im Verein sind vollauf damit beschäftigt, ihre Vierbeiner zu trainieren und für den Einsatz bei der Vermisstensuche in Form zu halten.
Erfahrung Brigitte Kölzig weiß, wovon sie spricht. Die 65-Jährige war 32 Jahre lang Vorsitzende der ältesten Staffel in ganz Deutschland. Ihr Mann war Gründungsmitglied des Vereins, der in diesem Jahr sein 40-jährigen Bestehen feiert. Aus gesundheitlichen Gründen wollte Brigitte Kölzig schon länger kürzer treten, fand aber keinen Nachfolger – eben weil die meisten in dem 100-Mitglieder-Verein sehr stark mit ihren Hunden beschäftigt sind. Bis Günter Baumann einsprang. „Ich bin zwar auch nicht mehr der Jüngste“, sagt der 62-Jährige. Aber er bringt viel Erfahrung mit. Schließlich war der Pensionär in seiner aktiven Zeit Führungskraft bei der Heilbronner Berufsfeuerwehr und 15 Jahre lang Verbindungsmann der Wehr zur Rettungshundestaffel. Er ist auch schon 25 Jahre lang Staffelmitglied. So klappt der Führungswechsel reibungslos. Muss er auch, wie die Einsatzbilanz 2013 zeigt.
Im vergangenen Jahr rückten die Hundeführer 24 Mal aus, am Jahresende brachten sie es auf 1500 Einsatzstunden. Allein im Sommer hatten sie eineinhalb Wochen, in denen die top ausgebildeten Vierbeiner sechs Mal vermisste Personen aufspüren mussten. Der längste Einsatz dauerte 8,5 Stunden. Diese Zahlen werden noch imposanter, wenn man dazurechnet, „dass diese Arbeit absolut ehrenamtlich erfolgt und für diejenigen, die sie anfordern, kostenfrei sind“, erklärt Staffelführer Walter Baer. Zum Teil nehmen die Hundeführer sogar Urlaub im Beruf, um in ihrer Freizeit für andere Menschen da zu sein. Zwölf Hundeführer sind ständig in Bereitschaft, um sofort helfen zu können – und zwar in der ganzen Region Heilbronn-Franken. Und wenn es nötig ist, dann verstärkt die Unterländer andere Staffeln – etwa in Ludwigsburg. Es gibt nur sehr wenige Rettungsvereine dieser Art in ganz Deutschland in ähnlicher Einsatzstärke.
Trend Wie wichtig das Engagement ist, beweist sich Jahr für Jahr im Ernstfall. Dabei schälen sich Trends heraus. Die Suche nach vermissten Demenzkranken, die sich verirrt haben, beschäftigt die Hundeführer mehr und mehr. Vorsitzender Baumann: „Der Grund liegt in der demografischen Entwicklung. Es gibt eben immer mehr Ältere.“
Bild: Neuer Vorsitzender Günter Baumann