Am liebsten würde sich Rainer Kluge gleich nochmal über die Leiter von den Feuerwehrleuten retten lassen. „Das war toll“, sagt der 63-Jährige. Dabei hat die Rettungsübung der Freiwilligen Feuerwehr Abteilung Obersulm in einer Außenwohngruppe der Stiftung Lichtenstern in Willsbach durchaus einen ernsten Hintergrund.
Kennenlernen Die Feuerwehrleute lernen die Räumlichkeiten kennen und üben den Umgang mit behinderten Menschen. Die Bewohner erleben eine Rettungssituation, damit sie im Ernstfall keine Angst haben. „Beide Seiten profitieren“, sagt Abteilungskommandant Gerhard Schenk. 24 Übungen macht die Abteilung im Jahr. Mit vier Schwerpunkten probt die Wehr auch besondere Situationen. In diesem Jahr sind das auch Einsätze im Altersheim, am Gymnasium und in einem Aussiedlerhof.
Rauch quilt aus der Eingangstür. Das Szenario: Im Keller ist ein Wäschetrockner in Brand geraten. Drei Bewohner stehen auf der Terrasse und warten auf Hilfe. Ein Trupp marschiert mit den Wasserschläuchen ins Gebäude. Der andere kommt mit einer Leiter.
Bevor Rainer Kluge mit Hilfe von zwei Feuerwehrmännern vorsichtig die Leiter hinabsteigt, wird er mit Seilen gesichert. Unten angekommen, geht es zu den anderen Bewohnern. Die sitzen auf einer Bank und beobachten das Geschehen. „Es ist schon Aufregung da. Manche Bewohner haben auch Angst“, erzählt Heilerziehungspflegerin Döndü Oktay. Sie und zwei weitere Stiftungsmitarbeiter betreuen die Bewohner während des Einsatzes. „Es ist wichtig, dass so eine Übung hier gemacht wird. Dann wissen die Bewohner, wie es bei einem Brandfall ablaufen könnte“, erzählt die Betreuerin. Sie ist richtig stolz auf ihre Schützlinge. „Dass die drei Bewohner die Treppe runtergegangen sind, finde ich ganz toll.“ Vor dem Einsatz wurde die Gruppe gut vorbereitet, damit keine Panik aufkommt.
Beobachtung Ralf Förch hält sich abseits. Er gehört zum Fachbereich vorbeugender Brandschutz und beobachtet genau die Abläufe. Später wird die Übung analysiert. Was lief gut, wo gibt es Verbesserungspotenzial? Das Resümee fällt größtenteils positiv aus. „Es hat alles geklappt“, sagt Förch.
Maschinist Rudi Schwabe ist für die Wasserversorgung zuständig. Zaghaft aber neugierig kommen die Bewohner zu ihm und dem Löschgruppenfahrzeug. Auch das dient dem Angstabbau, und sie gewöhnen sich an die Männer mit den Anzügen und Masken. Angst? Nein. Die Geretteten Eckhard Eilenberger und Bernd Hirsch winken ab. „War ganz einfach“, meint Eilenberger. „Es waren viele da, die geholfen haben“, sagt Hirsch.
Bild: Die Feuerwehrmänner holen die Bewohner der Außenwohngruppe in Willsbach bei einer Rettungsübung von der Terrasse des Wohnhauses.Foto: Thomas Braun