Warum ertrank ein 20-Jähriger im Auto, während sich die 21-jährige Fahrerin aus dem sinkenden Wagen retten konnte? Einen Tag nach dem tragischen Tod im Neckar haben die Ermittler und die Feuerwehr keine Antwort auf diese Frage. Klar ist nur, dass sich das Paar mit seinem VW-Golf am frühen Sonntagmorgen an den Heilbronner Neckaruferweg stellte - bei laufendem Motor. Dann rollte das Auto aus unbekannter Ursache los und ging mit dem jungen Mann unter.
An derselben Stelle hatten die Rettungstaucher der Heilbronner Feuerwehr vor einem Jahr einen derartigen Unglücksfall geübt. „Das gehört zur Grundausbildung", sagt Kommandant Eberhard Jochim. Ihm und seinen Kollegen sitzt der dramatische Einsatz vom Sonntag immer noch in den Knochen. Es war finster im Wasser und das Auto war in der starken Strömung des Neckars abgetrieben worden. Kreisförmig durchkämmten Taucher von der Unglücksstelle aus den Fluss. 30 Meter weiter wurden sie fündig.
Letzte Luft einatmen Das Wasser war sieben Grad kalt. Ein durchschnittlich trainierter Mensch bleibt bei dieser Temperatur noch etwa zehn Minuten bewegungsfähig, so Kommandant Jochim. „Dann bekommt er Probleme."
Wieso sich der junge Mann nicht aus dem Auto befreien konnte, darüber können die Ermittler nur spekulieren. Während das Auto mit Wasser vollläuft, „lässt sich die Tür nicht gegen Wasserdruck öffnen", so Kommandant Jochim. In solchen Notfällen sollten die Menschen warten, bis sich das Innere des Wagens ganz mit Wasser gefüllt hat und aus der letzten Luftblase an der Decke atmen. Wenn das Auto vollgelaufen ist, „lässt sich die Tür wieder öffnen". Doch Jochim weiß: „Bleiben Sie mal so ruhig in der Situation."
Die meisten Autofahrer hätten sich vorher nicht mit diesem seltenen Notfall beschäftigt. Aber selbst wenn die Zentralverriegelung im Wasser die Autotüren sperrt, „lassen sie sich von Hand wieder von innen öffnen", erklärt Hartig Scheuermann von der Heilbronner Dekra. Und wenn die elektrischen Fensterheber ausfallen und die Seitenscheiben zu sind? „Mit einem Notfallhammer das Glas einschlagen", rät Jochim - falls dieser vorhanden ist.
Schlechte Schwimmer 2007 hatte die Heilbronner Feuerwehr elf Taucheinsätze, bei denen sie fünf Personen Hilfe leistete. Ein dramatischer Fall dieser Kategorie war nicht dabei. Davon abgesehen beklagt nicht nur die Feuerwehr, dass immer weniger Menschen schwimmen lernen. „Obwohl es die Leute in ihrer Freizeit zum Wasser drängt", ergänzt DLRG-Geschäftsführer Peter Bartsch. Seine Kollegen mussten an den Ausflugszielen Breitenauer See und Ehmetsklinge 2007 genau 145 Mal Erste Hilfe leisten.
Grafik: HSt