Martina Beutinger steht mit den Flossen im Schnee. Es tropft von ihrer "Kleidung". Kalt? "Es geht noch", antwortet die Polizeikommissarin. Nur ihr Gesicht ist frei, der Rest ihres Körpers steckt in einem Trockentauchanzug, und der hat dicht gehalten. Gerade hat die Beamtin 20 Minuten unter Wasser verbracht. Brrrrr. Aber immerhin ist es da mit vier Grad plus wärmer als an Land. Die winterliche Kälte nutzt die Wasserschutzpolizei Heilbronn am Dienstagmorgen, um auf dem zugefrorenen Talheimer Tauchsteinsee Eistauchen zu üben. Und die Heilbronner Berufsfeuerwehr ist gleich mit ins Boot gesprungen. Auch für sie eine seltene Gelegenheit, den Rettungseinsatz unter realen Bedingungen zu proben.
Rund 15 Minuten benötigen Martina Beutinger und ihre Kollegen, bis sie sich in das wasser- und luftdichte Material gezwängt, Füßlinge, Handschuhe und Haube übergestülpt haben. Der Vorteil dieses Anzugs: Man kann noch etwas drunter anziehen. Drei Lagen sind es bei Beutinger. Dennoch dringt mit der Zeit die Kälte durch. Die Druckluftflaschen auf dem Rücken, watschelt sie ans Ufer. Sie ist erst mal die Rettungstaucherin - Hilfe, wenn unter Wasser etwas passiert - für Josef Kretz, der schon zwischen den Eisschollen abgetaucht ist. Thomas Malicki im Boot hat ihn an der langen Leine. "Ja, Basis hört", prüft Malicki, ob die Sprechfunkverbindung via Ultraschall funktioniert. Aus dem Gerät ist das Atmen lautsprecherverstärkt zu hören.
Hohe Anforderungen Die psychischen und physischen Anforderungen beim Eistauchen sind besonders hoch. Froschfrau oder Froschmann können nicht einfach an die Oberfläche kommen. Der Ausstieg ist allein über das Loch möglich, zu dem man nur mit Hilfe der Leine findet. An drei Stellen hat die Berufsfeuerwehr mit der Motorsäge das Eis aufgebrochen. "Der Taucher weiß nicht, was Wasser ist und was Eis. Das Eis ist so klar wie Wasser. Da gibt es keinen Unterschied," erklärt Michael Hönig, Leiter der Wasserschutzpolizei die Problematik. Blindes Vertrauen an den Leinenführer ist unabdingbar.
Entsprechend konzentriert und aufmerksam lässt deshalb Emilio Brunetti, der Beutinger nun "abgeseilt" hat, die Leine durch seine behandschuhten Hände gleiten. Einmal ein langer Zug - sollte er diesen spüren, dann weiß er: Unter Wasser stimmt etwas nicht, der Taucher muss schnellstmöglich an Land geholt werden. Aber es ist alles in Ordnung. "Nein, es kommt keine Panik auf", versichert Beutinger nach ihrem vierten Eistauchgang.
Sicht Bis zu 20 Meter tief ist das eingezäunte Gewässer, Revier des Gressen-Angelsportvereins Talheim-Lauffen. Josef Kretz befindet sich in fünf Metern Tiefe. "Sicht etwa einen Meter", funkt er ins Boot.
Die Aufgaben von Wasserschutzpolizei und Feuerwehr unterscheiden sich. Bricht ein Mensch ein, sind es die Floriansjünger, die zur Rettung zur Stelle sind. Zuletzt vor wenigen Jahren sei das im Böckinger Ziegeleipark-See der Fall gewesen, erinnert sich Franz Vogt, Leiter des Tauchwesens. Ansonsten leistet die Berufsfeuerwehr acht bis zehn Taucheinsätze zur Menschenrettung pro Jahr.
Aufgabe der Polizisten ist die Beweissicherung: Diebesgut finden, Tatwaffen, Vermisste…