Eine bewährte Technik ist in die Jahre gekommen: Bei Feuerwehren, Polizei und Rettungsdiensten soll digitaler Sprechfunk das analoge Verfahren ablösen. Eine zeit- und kostenintensive Aufgabe. Über den aktuellen Stand dieses Umbruchs wurden die Feuerwehr-Führungskräfte des Unterlands in Bad Rappenau unterrichtet.
Noch bevor die deutschen Kicker das erste Turnierspiel bestritten haben, ist die erste Blamage schon perfekt: Bis zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 sollte Deutschland den Anschluss an internationale Standards gefunden und seine Einsatzkräfte mit digitalem Sprechfunk ausgerüstet haben. Doch diese Pläne gerieten zum Eigentor. Frühestens 2007 können die ersten Geräte in Betrieb gehen. Bis das digitale Netz über ganz Deutschland geknüpft ist, vergehen weitere Jahre.
Den Grund für das langwierige Verfahren macht Günter Weber vor allem im föderalen System Deutschlands aus. „16 Länder und den Bund unter einen Hut zu bringen, ist schwierig“, erklärt der Diplom-Ingenieur, der im Stuttgarter Innenministerium für diese Thema zuständig ist. In zentralistischen Staaten wie Frankreich gehe das viel schneller.
Welche Vorteile bietet die neue Technik? Grenzüberschreitende Kommunikation wird möglich sein, die bestehenden unterschiedlichen Netze in Ländern und Bundesbehörden können zusammengefasst werden. Außerdem sind analoge Netze leicht abhörbar, eine Datenübertragung ist kaum möglich. Die Feuerwehren nutzen seit Jahrzehnten analogen Funk - und sind damit auch heute weitgehend zufrieden. Aber: Das analoge Verfahren ist auf breiter Front auf dem Rückzug, langfristig wird es keine Geräte und Ersatzteile mehr geben.
Die Feuerwehren hoffen, im Windschatten der Polizei die digitale Welt erschließen zu können. Für die Ordnungshüter ist digitaler Sprechfunk von entscheidender Bedeutung. Günter Weber nennt eine Zahl: Für die baden-württembergische Polizei rechnet er mit Kosten von 400 Millionen Euro.
Unklar ist zum einen, wie viel Geld der Bund beisteuert. Bislang weigert er sich, mehr als zehn Prozent der Kosten zu übernehmen. Fraglich ist zudem, ob sich die Städte und Gemeinden für ihre Feuerwehren anteilmäßig am Netzaufbau zu beteiligen haben. „Die Endgeräte müssen die Kommen auf jeden Fall finanzieren“, erklärt Heilbronns Kreisbrandmeister Hans-Wilhelm Hansmann. Genaue Zahlen kann niemand nennen. Bis Mitte 2006 läuft die Ausschreibung. Erst dann entscheidet sich, welcher Anbieter welches System zu welchen Kosten installieren wird. Einen Punkt betont Hansmann: „Das derzeitige analoge System kostet auch Geld.“
Der Kreisbrandmeister hatte am Wochenende über 70 Führungskräfte der Unterländer Wehren zur 13. Auflage des Fortbildungsseminares in Bad Rappenau um sich versammelt. Neben digitaler Zukunftsmusik bekamen die Aktiven zwei Tage lang auch viele andere Informationen zu hören. Zum Beispiel über europäische Normen, die Schutzausrüstungen der Männer und Frauen künftig erfüllen müssen. Oder über Ausbildungsanleitungen für Einsatzkräfte.