Bei der Feuerwehr in der Kurstadt sind 18 Frauen in der Einsatzabteilung aktiv – Unterschiede werden keine gemacht
Keine zehn Prozent: So viele Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren in Deutschland waren 2018 weiblich. Bei der letzten Erhebung des Feuerwehrverbands wurden exakt 98.493 Frauen gezählt. Zwei von ihnen sind Kerstin Böhm und Carolin Wagenbach. Sie sind seit ihrer Kindheit Mitglied der Bad Rappenauer Wehr und familiär „vorbelastet“. „Mein Bruder und ich sind damit groß geworden“, erzählt Carolin Wagenbach, deren Vater Axel Klumbach seit fast einem halben Jahrhundert aktives Mitglied in der Bad Rappenauer Feuerwehr ist. Bei Kerstin Böhm sei es der ältere Bruder gewesen, der sie für das Hobby begeisterte. „Als die Jugendwehr in Grombach gegründet wurde, war ich dabei“, erinnert sie sich. 13 Jahre alt war sie damals.
Erfahrungen Zu dieser Zeit seien weniger Mädchen und Frauen dabei gewesen als heute. Mit 18 weiblichen Mitgliedern in der Einsatzabteilung und 18 in der Jugendfeuerwehr machen sie aber auch heute noch eine Minderheit aus. Warum das so ist, können sie nicht sagen. Negative Erfahrungen haben beide nie gemacht, weder mit den Kameraden noch mit Personen außerhalb der Feuerwehr.
„Wir machen genau das gleiche wie die Männer“, sagt Carolin Wagenbach. Dazu gehören auch die Atemschutztests, die regelmäßig absolviert werden müssen. „Die Belastung ist gleich, egal, ob Mann oder Frau“, erklärt die 28-Jährige. Anders wäre die Arbeit auch kaum möglich, denn einem Feuer ist es egal, welches Geschlecht löscht.
Einen Unterschied gibt es dann allerdings doch: Wenn eine Feuerwehrfrau schwanger ist, greift auch dort, egal ob im freiwilligen oder beruflichen Bereich, der Mutterschutz. Auf Einsätzen darf dann nicht mehr mitgefahren werden, auch Dienst zwischen 20 und 6 Uhr ist dann nicht mehr erlaubt. Genauso verhält es sich an den Wochenenden. „Am Funkgerät dürften wir aber zum Beispiel sitzen“, erklärt Kerstin Böhm.
Nach längerem Nachdenken fällt den beiden ein, dass Dienstuniform und Tagdienstkleidung zwar mittlerweile extra für weibliche Mitglieder hergestellt werden, die Einsatzkleidung allerdings nach wie vor für alle gleich ist. Wirkliche Probleme mache das im Alltag allerdings nicht. „Es gibt nicht nur unterschiedliche Größen. sondern mittlerweile auch unterschiedliche Längen“, erklärt Böhm. Auch die Helme können dank ihres verstellbaren Innenlebens von allen Geschlechtern getragen werden.
Umkleidekabinen Ein weiterer Schritt in Richtung komplette Gleichberechtigung ist auch die Einführung getrennter Umkleidekabinen. Im Feuerwehrhaus in der Bad Rappenauer Kernstadt gibt es die bislang nicht. Das soll sich mit dem geplanten Neubau in direkter Nachbarschaft ändern. Ähnlich sieht es in Grombach aus, wo ein neues Gebäude entstehen soll, ebenfalls mit abgetrennten Bereichen. Die Wehr der Abteilung Süd im Buchäckerring ist bereits auf dem neusten Stand.
Dass nach wie vor wenig Mädchen und Frauen aktiv bei der Freiwilligen Feuerwehr engagiert sind, habe allerdings nichts mit den oft nicht voneinander getrennten Umkleiden zu tun. „Es muss den Mädels einfach liegen. Dazu gehört auch das technische Interesse“, erklärt Carolin Wagenbach. Auch der Teamgedanke sei nicht unerheblich. Und der ist ihr und Kerstin Böhm sehr wichtig: „Das Gemeinschaftsgefühl und das Miteinander machen einfach viel Spaß.“