Kurz nach halb acht am Sonntagabend ging es los: Die Gewitterwolken entluden sich mit aller Macht über dem Leintal. Beim Leingartener Fischerfest brachen plötzlich regelrechte Sturzbäche ins Zelt: "Es hat gegossen wie aus Kübeln", sagt Hauptkassierer Berthold Unser. Während der Musikverein Leingarten unverzagt bis 20 Uhr weiterspielte, zogen die Gäste Schuhe und Strümpfe aus, um im knöcheltiefen Wasser weiterzufeiern. "Beide Seen waren überflutet", erklärt Unser. Einen ein Meter langen Aal retteten die Angler aus dem überschwemmten Zelt zurück in die Tiefe des Eichbottsees.
19.45 Uhr ging der erste Notruf bei der Schwaigerner Feuerwehr ein. Fünf Keller in der Kernstadt, ein Haus in den Marienhöfen Richtung Massenbach, ein Industriebetrieb und die Laderampe des Handelshofs mussten ausgepumpt werden, bestätigt der Pressesprecher der Wehr, Volker Lang. 30 Männer und Frauen waren bis 1 Uhr im Einsatz. "Wir sind glimpflich davon gekommen", resümiert Lang.
Kulturgebäude Schlimmer sah es in der Nachbargemeinde aus, wo die Kameraden 90 Einsätze innerhalb kürzester Zeit hatten. Der Leingartener Bürgermeister Ralf Steinbrenner legte in der Gewitternacht bis halb drei zusammen mit vielen Helfern am Kulturgebäude Hand an, um den Schaden der Wassermassen so gering wie möglich zu halten. "Der Eichbottgraben war ein reißender Bach", erinnert sich Steinbrenner. 30 Zentimeter hoch stand das Wasser vor der Tür des Kulturgebäudes. Mehrere Stunden waren Hausmeister, Feuerwehr und andere Helfer im Einsatz, um die Türen mit Sandsäcken abzudichten und den Dreck zu beseitigen.
Dank dieses Einsatzes konnten die Erst- und Zweitklässler am Montagmorgen ihre Klassenzimmer wie gewohnt nutzen. "Hausmeister und Putzfrauen waren sehr tüchtig", erklärt Mareike Wiedenhöfer, Konrektorin der Eichbottschule. Nur der Pausenhof konnte gestern nicht genutzt werden. Dort waren die Schlammmassen ebenso hartnäckig wie im Freibad nebenan, das bis einschließlich Donnerstag, 10. Juni, wegen der Aufräumungsarbeiten geschlossen sein wird.
Freibad Die Schlammwalzen von den Feldern waren für das Leingartener Freibad nicht das Problem, allerdings das Hochwasser des Leinbachs. Es ist unglaublich, was die Brühe innerhalb weniger Minuten angerichtet hat. "Katastrophe", sagt Schwimmmeister Norbert Müller. Der Leinbach sei 80 Meter breit gewesen, der Schlamm 30 Zentimeter hoch. Das Kinderplanschbecken ist am Montagmorgen noch von einer Matschschicht überzogen. Das eigentliche Problem aber wird im Technikraum ersichtlich. Teure Maschinen sind dem vielen Schlamm zum Opfer gefallen, mit der Elektrik ist es momentan nicht mehr weit her. Das ist auch der Grund dafür, warum das Freibad bis Donnerstag geschlossen bleibt.
Bild: Am Kulturgebäude im Leingartener Eichbottzentrum stand das Wasser nach dem Gewitter etwa 30 Zentimeter hoch. (Foto: Oliver Laube)