Über eine Stunde dauert die Diskussion, dann steht die Marschrichtung fest. Die Stadt Widdern fasst einen Neubau des Feuerwehrgerätehauses ins Auge. Denkbarer Standort: Das Gelände der jetzigen Kläranlage. Unbehagen bereiten dem Gemeinderat die Kosten. 900 000 Euro stehen nach einer groben Planung im Raum. „Zu viel", wehrt die Mehrheit ab. Maximal 550 000 Euro Eigenanteil möchte die Gemeinde ausgeben.
„Ich bin froh, dass klar ist, in welche Richtung es gehen soll", kommentiert Kommandant Wolfgang Schlägel hinterher die Entscheidung. Bei der Sitzung bezieht er klar Position. „Von unserer Seite her ist ein Neubau wünschenswert." Umbau und Erweiterung des Gerätehauses am jetzigen Standort Unterkessacher Straße stelle auf lange Sicht nur ein Provisorium dar. Schlägel formuliert es salopp: „Das Ding da draußen platzt aus allen Nähten."
Haarsträubend Der Funkraum unter der Treppe, der Bereitschaftsraum eine Etage höher. Die Tore zu niedrig für das neue Fahrzeug mit Spritzaufsatz; es fehlen separate Räume für Schulungen und Verwaltung. „Haarsträubend", so Schlägel, „die Rein- und Rausfahrerei" auf die enge Unterkessacher Straße. Dass es keine Stellplätze für die Privat-Pkw der Einsatzkräfte gibt, macht die Situation nicht besser.
Das Gerätehaus wurde 1979 / 80 gebaut. In dem Glauben, es reiche für Jahrzehnte aus. „In 28 Jahren hat uns die Zeit eingeholt", konstatiert Schlägel heute. Die Ausstattung ist nicht mehr zeitgemäß. Stark verändert hat sich die Art der Einsätze, ihre Häufigkeit steigt. 25 bis 30 Einsätze fahren die Floriansjünger im Jahr. Tendenz steigend. 17 Mal rückte die Widderner Wehr allein in den ersten fünf Monaten des aktuellen Jahres aus. Vor allem die nahe Autobahn hält die Feuerwehrleute auf Trab. Dorthin zieht es sie in 80 Prozent aller Einsätze. Bis zu den Abfahrten Osterburken und Möckmühl düsen die Floriansjünger im Notfall. „Wir sind die nächst liegende Wehr", erläutert Schlägel. Von der Alarmierung bis zum Eintreffen am Einsatzort dürfen nur 13 Minuten vergehen.
Das alte Gerätehaus genügt nicht den Anforderungen. Bedenken an einem Umbau des bestehenden Gebäudes äußert Kreisbrandmeister Uwe Vogel. Die räumlichen Grenzen des Magazins könnten zwar durch den Umbau des Nachbargebäudes ausgedehnt werden, trotzdem ergäbe sich dadurch kein guter Raumzuschnitt. Erhalten bliebe auch die schlechte Ein- und Ausfahrt sowie die Parkplatznot der Einsatzkräfte.
Kosten senken Eine Vorstellung von der Erweiterung des Gerätehauses hat Architekt Marcus Wolf entwickelt. Geschätzte Kosten: 410 000 Euro. Dem stellt er einen Neubau entgegen, der von der öffentlichen Hand in Höhe von rund 200 000 Euro bezuschusst würde. An der Gemeinde blieben 700 000 Euro hängen. Diese Summe soll im Zuge der weiteren Planung auf höchstens 550000 Euro schrumpfen. Bleibt die Frage nach dem Standort für das anvisierte neue Domizil, das frühestens im Jahr 2011 gebaut werden könne, so Schlägel. Für das Gelände der jetzigen Kläranlage spricht, dass es der Gemeinde gehört und erschlossen ist. Es steht zur Verfügung, sobald das neue Großklärwerk in Betrieb geht. Die gute Erreichbarkeit ist laut Schlägel gegeben. Die Nähe zur Autobahn führt er als weiteres Plus an. Eine Zusammenlegung der Widderner und Unterkessacher Wehr, mit einem gemeinsamen Gerätehaus zwischen beiden Orten gelegen, hält er für unwahrscheinlich. Dagegen spricht die Hilfsfrist. Volkshausen zum Beispiel wäre nicht mehr in den geforderten 13 Minuten erreichbar.
Bild: Wolfgang Schlägel vor dem Gerätehaus. Eine Erweiterung des Gebäudes würde zwar Luft verschaffen, aber nicht alle Probleme lösen. (Foto: Heidelind Andritsch)