Wer im Heilbronner Neckar zu ertrinken droht, dem eilt die Feuerwehr künftig schneller zu Hilfe. Die neue Slip-Anlage, eine Wasserzufahrt unter der Karl-Nägele-Brücke, macht es möglich.
Mit Stolz überwacht Eberhard Jochim, wie das 80 000-Euro-Mehrzweckboot seiner Taucherstaffel zu Wasser gelassen wird. „Unsere 45 Taucher sind für den gesamten Stadt- und Landkreis im Einsatz“, sagt der Feuerwehrkommandant. Schon nach fünf Minuten ist das Boot vom roten Lastwagen unter der Westseite der Karl-Nägele-Brücke in den Fluss „geslipt“: So nennen die Fachleute den Vorgang. Weitere sieben Minuten brauchen die Feuerwehrtaucher, um von der Heilbronner Hauptfeuerwache die Slip-Anlage an der Brücke zu erreichen. Gerade im Stadtgebiet stellt der neue Zugang einen kostbaren Zeitgewinn dar. Denn flussaufwärts ist die nächste Möglichkeit, ein Boot in den Neckar zu heben, erst am Klingenberger Steg. Flussabwärts mussten die Rettungstrupps früher bis zur Autobahnbrücke Neckarsulm fahren. „Wer im Neckar des Stadtgebiets zu ertrinken droht, kann ja nicht warten, bis wir die zusätzlichen viereinhalb Kilometer nach Neckarsulm gefahren sind“, erklärt Eberhard Jochim den Zweck des Zugangs.
Nur wenig gekostet hat die Slip-Anlage laut Johann Engländer. Er war als Abteilungsleiter des Amts für Straßenwesen verantwortlich für den Bau der Karl-Nägele-Brücke. „Wo jetzt die Slip-Anlage ist, war vorher eine Bauzufahrt.“ Der Weg zum Wasser musste nur noch ordentlich gepflastert werden. Das schlug mit 15 000 Euro zu Buche.
Ins Wasser gesetzt wird das 150 PS starke Motorboot außer zur Personenrettung vor allem bei Ölunfällen oder bei Bränden in Ufernähe. Im März beispielsweise waren die Taucher wegen eines Lecks an der Ölverladestation im Fina-Tanklager im Einsatz und legten eine Ölsperre aus. Auch hier geht es um jede Minute. Jochim: „Ein Liter Öl verunreinigt 100 000 Liter Wasser.“
Ebenfalls auf dem Neckar im Einsatz waren die Feuerwehrleute, als ein Suizidgefährdeter von der Böckinger Brücke springen wollte. Er hatte zuvor die Polizei informiert, erzählt Jochim. „Wir waren unten im Boot in Bereitstellung. Gesprungen ist er dann doch nicht.“
(Foto: Rabea Sattar)