Kreisfeuerwehrverband Heilbronn

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Neue Wege bei Schulhausalarmübung

Bad Friedrichshallvon Kurt Semen, Feuerwehr Bad Friedrichshall

Die Sicherheit und die Rettung von Menschen stehen auch bei Feueralarmen in Schulen an erster Stelle. Dies gilt auch für die Einsatzaufgaben der Feuerwehr bei Alarmen in Schulen. Die Rettung von Schülern, Lehrern, Bediensteten und Besuchern geht der Brandbekämpfung vor. Diese kommt an zweiter Stelle oder wird möglichst parallel zu den Rettungsmaßnahmen durchgeführt. Daher ist es bei Feueralarmen und Bombendrohungen an Schulen besonders wichtig, das betroffene Gebäude unverzüglich unter Beachtung von Sicherheitsregeln zu räumen. In der Regel werden solche Räumungen vor Eintreffen der Feuerwehr abgeschlossen, bzw. eingeleitet sein, sofern dies ohne Gefahr möglich ist.

Nach der Gemeinsamen Verwaltungsvorschrift des Kultusministeriums, des Innenministeriums und des Umweltministeriums über das Verhalten an Schulen bei Gewaltvorfällen und Schadensereignissen an Schulen aus dem Jahr 2006 ist mindestens einmal im Jahr ist eine Alarmübung durchzuführen. Die Landesfeuerwehrschule hat ergänzend hierzu Ausführungshinweise herausgegeben. Die Alarmübung sollte zu Beginn eines Schuljahres stattfinden; ihr hat eine Unterweisung der Schülerinnen und Schüler über das Verhalten bei einem Alarm vorauszugehen. Diese muss auch Verhaltensanweisungen  für Schülerinnen und Schüler, die sich nicht im Klassenverband aufhalten, umfassen.

 Zur Alarmübung gehören:

– die Auslösung des Alarms,

– die Räumung der Schule,

– das Sammeln der Schüler-/innen an den Sammelplätzen außerhalb des Schulgebäudes,

– die Rückführung der Schülerinnen und Schüler in die Klassenräume.

Der örtlichen Feuerwehr und Polizeidienststelle ist der Termin der Alarmübung jeweils vorher mitzuteilen. Es steht diesen frei sich an der Alarmübung zu beteiligen.

Früher bestand der Zwang möglichst schnell die Schule zu räumen. Wesentlich wichtiger erscheint nun das tatsächliche Verhalten von Lehrkräften und Schülern. In stressbesetzten Situationen verringert sich im Allgemeinen die Restdenkkapazität des Einzelnen beträchtlich. Vor diesem Hintergrund macht es Sinn, die in den zurückliegenden Jahrzehnten durchgeführten Übungen an Schulen kritisch zu betrachten.

Bei Übungen an Schulen unter Einsatz von Rauchgeneratoren konnte z. B. Folgendes beobachtet werden: Die Lehrer brachten die Schüler aus dem Gebäude. Dabei liefen 50% der Schüler durch den Übungsnebel. Im Ernstfall wäre dieser aber hochgiftiger Brandrauch gewesen und das falsche Verhalten hätte verheerende Folgen gehabt. Wie kam es zu dieser gefährlichen Situation? Bei genauerem Hinsehen können wir erkennen, dass nie etwas anderes geübt wurde als „Bei Ertönen des Alarmsignals gehen wir raus“. Genau so wurde das dann auch im Rahmen von Übungen praktiziert. Da meist die Lehrer-/innen vorausgingen, war es oft nicht möglich die Vollzähligkeit und das Zusammenbleiben der Schüler-/innen zu überwachen.

Gemeinsam mit einem Beamten der Kriminalpolizei Heilbronn konnte Kurt Semen in einem Referat noch vor der Sommerpause vor allen Schulleitern von Bad Friedrichshall, Oedheim und Offenau Hinweise über Verhaltenregeln bei Gefahrenfällen an Schulen bei Alarmen hinsichtlich Bränden und Bombendrohungen, sowie Verhaltenshinweise bei Amokalarmen geben.

Das Friedrich- von- Alberti- Gymnasium nahm als erste Schule das Angebot an, zu Schuljahresbeginn in einer Lehrerkonferenz der Feuerwehr Gelegenheit zu geben, Hinweise über das geänderte Verhalten bei Alarmübungen zu vermitteln.

Bei einer nicht angekündigten Alarmübung am 17. September 2009, bei der Zeit und Ablauf nur dem Schulleiter, dem Sicherheitsbeauftragten und einem kleinen Kreis weiterer Personen bekannt war, wurde getestet ob die Hinweise angekommen sind. Von der Schulleitung wurden zwischenzeitlich die Vorschläge, in den Klassenzimmern laminierte rote und grüne mit aufgedruckten Verhaltenshinweisen bereitzuhalten und Kennzeichnungswesten für Schulleitung und Ansprechpersonen zu beschaffen, umgesetzt.

Nachdem der Flur im Obergeschoss des Ostflügels vernebelt war, wurde über einen Feuermelder Alarm gegeben. Dadurch wurde der Hausalarm, ein Heulton, ausgelöst und die Meldung an die Feuerwehrleitstelle weitergeleitet, welche die Feuerwehr Bad Friedrichshall über Funk alarmierte.

Gleich nach Ertönen des Alarmsignals wurden von den Beobachtern, dem Sicherheitsbeauftragten Decker und Kommandant Semen Aktivitäten und Bewegungen bei den Klassenzimmern wahrgenommen. Vorsichtig erkunden Lehrkräfte die Lage, insbesondere ob ihre Rettungswege rauchfrei und begehbar sind. Eine Lehrerin wird beobachtet, dass sie die Toilette kontrolliert und auf eine sich dort befindliche Schülerin wartet, bevor ihre Klasse geordnet über die Treppe das Gebäude verlässt und zu einem der beiden neu festgelgten Sammelplätze führt.

Alle Klassen, welche an dem verrauchten Flur liegen, blieben nach der Feststellung, dass der erste Rettungsweg nicht begehbar ist, in den Zimmern und machten an den Fenstern auf ihre Notlage aufmerksam. Dem Einsatzleiter der Feuerwehr, Hermann Gurt, wurde mit roten und grünen Karten die Gefährdungsbeurteilung durch die Lehrkräfte angezeigt.

Rote Karte sagt: Wir sind in akuter Gefahr (z.B. Rauch, Feuer, es ist jemand verletzt). Wir können das Zimmer nicht verlassen, brauchen schnell Hilfe.

Grüne Karte sagt: Wir können unser Zimmer über den Flur nicht verlassen. Es geht uns gut, wir sind nicht akut gefährdet.

An einem Klassenzimmer wurde eine rote Karte, an den anderen Klassenzimmern wurden grüne Karten gezeigt. Dies veranlasste den Einsatzleiter dazu an dem Zimmer mit der roten Karte sofort eine Leiter in Stellung bringen zu lassen, über diese weiter Erkundigungen vorzunehmen und die Rettung der Eingeschlossenen über die Leiter einzuleiten. Für die Betreuung der anderen eingeschlossenen Schulklassen wurden Feuerwehrleute abgestellt.

Gleichzeitig wurden Löschmaßnahmen über das Treppenhaus eingeleitet welche schnell zum Erfolg führten. An der Flurtüre wurden ein Rauchschutzvorhang sowie ein Drucklüfter zur Entrauchung des Flurs eingesetzt. Nachdem der Flur rauchfrei war konnten die eingeschlossenen Klassen ihre Zimmer verlassen und sich zum Sammelplatz begeben.

Bis zur Abschlussbesprechung, bei welcher der Schulleiter, Herr Halfelder, und Kommandant Semen den Sinn und Zweck solcher Übungen erläuterten gingen noch viele Schüler-/innen von einem Realeinsatz aus. Auch aus dem angrenzenden Wohngebiet gingen mehrere Anrufe bei der Leitstelle wegen Rauchaustritt aus den ausgelösten Rauchabzugsöffnungen auf dem Dach des Gebäudes ein.

Übereinstimmend konnten Schulleitung und Feuerwehr feststellen, dass aufgrund der Vorinformationen und Gesprächen die Übung für alle Beteiligten sehr gut und zufrieden stellend abgelaufen war.