Einsatz bei Tierseuchen oder für Menschen gefährliche biologische und chemische Gefahren: Der Landkreis Heilbronn hat eine Schaumdesinfektionsanlage für Fahrzeuge angeschafft. Im Krisenfall zuständig ist die Feuerwehr Weinsberg.
Angenommen, ein Lkw-Fahrer aus Osteuropa oder Belgien wirft an der A 6 oder der A 81 sein Wurstbrötchen auf den Rastplatz und ein Wildschwein frisst es: Was für den Menschen ungefährlich ist, löst bei Tieren womöglich eine Seuche aus. Die afrikanische Schweinepest könnte auch in der Region Heilbronn ausbrechen. „Dieses Szenario ist durchaus denkbar“, sagt der Dezernent für Gesundheit, Recht und Straßen im Landratsamt Heilbronn, Thomas Maier. Der Landkreis will gewappnet sein und hat eine mobile Schaumdesinfektionsanlage für die Dekontamination von Fahrzeugen angeschafft.
Zusätzliche Spezialaufgabe für Weinsberger Wehrleute
Zum ersten Mal aufgebaut wurde die neue Ausrüstung am Samstag unter Anleitung der Herstellerfirma in der Straßenmeisterei Neuenstadt. Stationiert werden die insgesamt sechs Rollwagen bei der Freiwilligen Feuerwehr Weinsberg. „Die Anforderungen sind sehr komplex“, zieht Kommandant Andreas Riekher nach der Schulung Bilanz. „Es ist eine zusätzliche Spezialaufgabe.“ Mit ihrem Gefahrgutzug sei die Weinsberger Wehr für den halben Landkreis Heilbronn zuständig - auch wegen ihrer Nähe zur Autobahn. Die andere Hälfte übernimmt Bad Rappenau. „Und mit unserem Dekon-Zug fahren wir für den ganzen Landkreis“, erklärt Riekher.
Schneller, sicherer und effektiver Aufbau
„Die Weinsberger hatten schon bisher eine Dekontaminationsausrüstung“, erläutert Thomas Maier. „Aber das war Stand der Technik von vor 20 Jahren.“ Bernd Halter, Mitarbeiter von Kreisbrandmeister Uwe Vogel, kennt die Vorteile der Neuanschaffung: Statt aus Teichfolie und Balken selbst ein Auffangbecken „basteln“ zu müssen, ist die 25 mal fünf Meter große Wanne jetzt per Generator aufblasbar. Statt 375 wiegt sie nur 73 Kilogramm. „Sie lässt sich schnell, effektiv und sicher aufbauen“, so Halter. Und das mit sechs statt 20 Feuerwehrleuten. Eingesetzt wird die 35 000 Euro teure Anlage zum Beispiel dann, wenn die afrikanische Schweinepest auf einem Bauernhof ausbricht. Aber auch, wenn Menschen durch chemische oder bakterielle Stoffe gefährdet sind. Im Falle der Schweinepest müssen die Tiere gekeult, alle Fahrzeuge, die den Hof verlassen, desinfiziert werden. Wichtig ist auch die Menge des Desinfektionsmittels. „Die Zumisch-Einrichtung dosiert exakt und dokumentiert alles“, erklärt Dezernent Maier. Das Abwasser wird in der Wanne gesammelt und kann anschließend sicher entsorgt werden.
Lkw wird eingeschäumt
Nach rund 90 Minuten Arbeit bei 30 Grad Celsius haben es die 15 Feuerwehrleute geschafft: Die Anlage steht zum ersten Mal. Jetzt fährt Lukas Hampel von der Straßenmeisterei Neuenstadt, die die Aktion am Samstag mit vier Leuten unterstützt, mit dem Lkw in die Wanne. Feuerwehrmann Daniel Bächtle schäumt das Fahrzeug rundum ein. „Ich gehe davon aus, dass wir das jetzt einmal im Jahr üben“, sagt Kommandant Andreas Riekher. Auch Thomas Maier vom Landratsamt ist zufrieden und betont: „Das läuft alles im Ehrenamt.“