Vor Weihnachten 2011 wurde an der Heilbronner Charlottenstraße bei der Feuerwehr die neue Integrierte Leitstelle (ILS) von Stadt und Landkreis Heilbronn sowie Deutschem Roten Kreuz (DRK) in Betrieb genommen. Kostenpunkt: 4,25 Millionen Euro. Die ILS nimmt Notrufe aus dem ganzen Unterland entgegen und koordiniert die Hilfs- und Rettungseinsätze. Inzwischen stellten sich „Mängel beziehungsweise Nachteile“ heraus, die bei der Planung noch nicht erkennbar gewesen seien. Im Prinzip fehlt es an Arbeitstischen und Notrufannahmestellen. Diese müssen nun für 660 000 Euro nachgerüstet werden, wobei das DRK die Hälfte zahlt, Stadt und Landkreis den Rest.
Diese Nachricht ließ am Montagnachmittag die Stadträte im städtischen Verwaltungsausschuss aufhorchen. Feuerwehrkommandant Eberhard Jochim stand ihnen Rede und Antwort. Laut Jochim hat sich die Zahl der Notfall-Anrufe und Einsätze in jüngster Zeit „merklich erhöht. Vor allem beim Rettungsdienst ist einfach viel los“. Mit einer weiteren Zunahme sei zu rechnen. Als Hauptgrund nannte er, „dass es immer mehr Ältere gibt“. Möglicherweise kämen in der neuen Leitstelle auch mehr Anrufer unter Nummer 112 durch als früher, erfuhr Grünen-Stadträtin Susanne Bay auf Anfrage.
Auch bei einer groß angelegten Übung habe sich gezeigt, dass die Leistungsfähigkeit der ILS in solchen Fällen nicht gegeben sei. Zuvor schon hatte sich bereits bei verschiedenen Realeinsätzen gezeigt: Notrufannahmeplätze fehlen. Bereits jetzt würden in Starklastzeiten zwei zusätzliche Disponentenplätze, also Arbeitstische, dienstplanmäßig zu 100 Prozent besetzt, wodurch hier keine Flexibilität mehr gegeben sei, was die Organisation behindere. Bei einem Ausfall einzelner Tische würden keine Reserven zur Verfügung stehen. Nicht zuletzt käme es bei der Vollbelegung des Betriebsraums „zu erhöhter Lärmbelästigung“.
Bereits Ende 2014 hat die Stadtverwaltung die Architekten des Gebäudes an der Charlottenstraße, das Büro Mattes Riglewski, mit einer Machbarkeitsstudie zum Umbau der ILS beauftragt. Das Büro kooperiere bei den Planungen natürlich mit Fachplanern, erklärte Hochbauamtsleiter Johannes Straub auf Anfrage von Gisela Käfer (CDU). Es sei vorgesehen, die Zahl der Arbeitstische von derzeit sieben auf zehn zu erhöhen. Die Zahl der Notrufannahmeplätze soll von fünf auf sieben erhöht werden.
Finanzierung Ob der Anteil des DRK im Finanzierungsschlüssel auf 65 Prozent erhöht werde, so wie in Tübingen, wollte Markus Scheffler (SPD) mit Verweis auf ein Urteil des Verwaltungsgerichtshofs wissen. Feuerwehrkommandant Jochim glaubt das nicht. Längerfristige Verträge stünden dem im Weg.
Bild: Die bei der Heilbronner Feuerwehr angesiedelte Integrierte Rettungsleitstelle ist zu eng geworden. Die Zahl der Anrufe nehme stark zu, heißt es. (Foto: Archiv/Veigel)