Aus dem Fundus von Sammler Frank Dähling von der Eppinger Raußmühle wurde eine mechanische Magirus-Patent-Leiter aus dem Jahre 1923 jetzt in das Eigentum der Großen Kreisstadt Eppingen übergeben.
Hat die Stadt mit dem Feuerwehrmuseum im Stadt- und Fachwerkmuseum „Alte Universität“ in Eppingen bereits ein Kleinod für historische Feuerwehrgeräte, kommt durch einen glücklichen Umstand ein weiteres Gerät hinzu. Oberbürgermeister Klaus Holaschke zeigte sich sehr erfreut, dankte dem bisherigen Besitzer Frank Dähling und unterstrich bei der Übergabe, „dass der Erhalt solch alter historischer Kulturgüter für eine Stadt nicht nur wichtig ist, sondern auch zukünftig ein Potenzial von Heimatgefühl und Identifikation mit der Heimatstadt bedeutet“.
Im Jahre 1923 fiel in die schwere Zeit nach dem 1. Weltkrieg ein erfreuliches Ereignis bei der Feuerwehr in Kleingartach. Als man damals der Inflation entgegentrieb, erhielt die Wehr eine mechanische Holzleiter der Firma Magirus. Die Leiter sollte 18 Millionen Reichsmark kosten. Viele Stimmen beschworen damals den Kommandanten „Lass die Finger davon!“ Die Leiter wurde trotzdem beschafft und mit einer Million Reichsmark Frachtkosten in den Weinort geliefert. Als wenige Wochen später ein Farren für 40 Millionen Reichsmark verkauft wurde, erkannten alle, dass man diese Leiter nie hätte billiger kaufen können. Aufgrund des neuen, damals sehr hochwertigen Gerätes richteten die Kleingartacher im selben Jahr noch eine große Einweihungsfeier für die zehn Meter lange Leiter aus. Der Kostenanschlag der Magirus, Ewald und Lieb GmbH aus Ulm, gerichtet an das Stadtschultheissenamt Kleingartach, beschreibt die Original-Magirus-Patent-Leiter wie folgt: Wagen aus Eschenholz, Räder mit eisernen Kanonennaben, Stellspindeln, Radbremse, Aufrichtegetriebe mit zwei verzinkten Stahldrahtgurten, Sicherheitsbremse sowie auch Trittbrett für den Rohrführer. Die komplette Schlauchleitung bestand im Original aus biegsamem Strahlrohr, zehn Meter Hohlhanfschlauch der Qualität „Extra-Extra“, Requisitenkasten und einer senkrecht hängenden Laterne mit Schliffgläsern.
Die Leiter wurde 1985 bis 1988 durch den jetzigen Ortsvorsteher Friedhelm Ebert restauriert. Bis Mitte der 90-er Jahre diente sie dem Kleingartacher Bauhof zur Instandsetzung der Straßenbeleuchtung, Anbringung der Weihnachtsbeleuchtung an Christbäumen und bei verschiedenen Arbeiten an städtischen Gebäuden. Aufgrund der Platzverhältnisse im Kleingartacher Bauhof gelangte die Leiter aus dem Besitz der Stadt Eppingen und wurde durch Frank Dähling auf dem Gelände der Raußmühle gelagert.
Nachdem sie nun aus Platzgründen erneut weichen sollte, bot Frank Dähling sie der Stadt Eppingen als Geschenk an. Ist der Einsatz zwar für städtische Arbeiten nicht mehr möglich, ist doch die Leiter zum Beispiel für historische Festumzüge und Ausstellungen einsetzbar. Da die Leiter derzeit wegen ihrer Größe nicht im Feuerwehrmuseum der Alten Universität ausgestellt werden kann, wird sie bis zur nochmaligen Restauration durch die Freiwillige Feuerwehr Eppingen zwischengelagert.