Die Blumen neben dem Heilbronner DLRG-Heim, die Trauernde zur Erinnerung abgelegt haben, sind noch nicht verwelkt. Hier verunglückte vor wenigen Wochen ein Mensch. Er ertrank im Auto, das in den Neckar stürzte. Erst am Samstag wiederholte sich beinahe dieses Unglück bei der Otto-Konz-Brücke. Zufall? Jedenfalls vermitteln auch die Leichenfunde von zwei Vermissten im Fluss den Eindruck, dass sich der nasse Tod häuft. „Dieser Eindruck täuscht“, sagt Eberhard Jochim, Kommandant der Heilbronner Feuerwehr. Über die Jahre hinweg gesehen müssen die Taucher zurzeit nicht öfter ins Wasser, um Ertrinkende zu retten. Zwischen fünf und zehn Mal leisten die Retter pro Jahr Hilfe. Jochim: „Eine normale Zahl.“
Mutproben Dass Menschen mit ihren Autos in Seen oder Flüsse stürzen, kommt „nicht häufig vor“, ergänzt Peter Bartsch, Geschäftsführer der DLRG im Bezirk Heilbronn. Kommandant Jochim hat nur zwei Fälle in den vergangenen Jahren im Archiv der Wehr gefunden: 2004 fuhren zwei Männer von der Heilbronner Theresienwiese über die Badstraße in den Neckar. Beide waren nicht mehr zu retten. Glimpflicher verlief der Unfall einer Fahrerin auf dem Oedheimer Campingplatz, die den falschen Gang eingelegt hatte und in den See fuhr. Die Feuerwehr konnte sie aus dem Wasser ziehen, bevor sie unterging.
Schlechte Schwimmer Es gibt weitere Gründe, warum Menschen in Seen oder Flüsse in Not geraten: Suizide und Mutproben. „Manchmal spielt auch Alkohol eine Rolle“, berichtet der DLRG-Geschäftsführer. Hinzu kommt, dass viele die Strömung oder die niedrigen Temperaturen des Wassers unterschätzen. Nicht nur die widrigen Umstände erschweren die Arbeit der Retter. „Die Jugendlichen lernen immer weniger schwimmen“, berichtet Bartsch. Die DLRG würde zwar gerne mit Kursen gegenlenken, bekomme aber vor allem nachmittags keine Bäder zur Verfügung gestellt, „Aus kommerziellen Erwägungen der Bad-Betreiber“, so Bartsch. Aber gerade zu dieser Zeit bestehe großer Kurs-Bedarf.
Auch die Feuerwehr beklagt, „dass die Sportlichkeit der Menschen abnimmt“, erklärt Kommandant Jochim. Die Retter hätten aus dieser negativen Entwicklung die Konsequenzen gezogen. Seit 1978 muss jeder bei der Berufsfeuerwehr eine Taucherausbildung machen. Allerdings stellt der Kommandant auch klar, dass nicht alle Ufer abgesperrt werden können. Jochim: „Eine hundertprozentige Sicherheit gebe es nicht.“
Bild: Übung der Feuerwehr Heilbronn