Mit acht Fahrzeugen und 56 Einsatzkräften probte die Schwaigerner Feuerwehr rund um das Massenbacher Schloss den Ernstfall. Übungszweck war die Koordination der Teilwehren und das Kennenlernen des weitläufigen, komplexen Anwesens.
Vom eisigen Nordwestwind gepeitschte Schneewolken verdunkeln am Freitag früher als sonst den Abendhimmel. Verloren steht im spärlich beleuchteten Hofraum des Massenbacher Schlosses das Leitungsfahrzeug der Schwaigerner Feuerwehr. Kommandant Albert Decker wartet zusammen mit den Teilortchefs Werner Sailer und Helmut Gogel gespannt darauf, was gleich passieren wird. Um 17.30 Uhr jagt die Massenbacher Sirene ihr schauriges Geheul durch die kalte Nacht - dreimal hintereinander.
Übungsalarm gleichzeitig auch in Schwaigern, in Niederhofen und in Stetten. Werner Sailer stellt sich als Protokollführer mit seiner Schreibunterlage startklar an die hochgeklappte Hecktür des rot lackierten Kombi. Helmut Gogel hat derweil auf dem Beifahrersitz des Leitungsfahrzeugs Platz genommen und bedient das Funkgerät. Dessen Krächzen zerreißt die gespannte Stille. Frank Holderrieth von der Kernstadtwehr meldet sich.
Drei Minuten sind seit dem ersten Sirenensignal vergangen. Nach weiteren fünf Minuten meldet über Funk Jürgen Schuster aus Niederhofen sein Abrücken. Gleichzeitig verlassen auch die Feuerwehrmänner in Massenbach und Stetten ihre Magazine.
Und dann ist es schlagartig vorbei mit der Ruhe. Rund um das Massenbacher Schloss bricht das Chaos aus. Mit Tatü-Tata und Blaulicht treffen in kurzen Abständen die schweren Fahrzeuge ein. Helmut Gogel hat alle Mühe, mit seinem Funkgerät die einzelnen Besatzungen einzuweisen und die Ziele zu koordinieren, während sich Werner Sailer eifrig Notizen macht. Auf den Straßen rings um das Schloss werden Schachtdeckel entfernt, Hydranten gesetzt und Wasserschläuche ausgerollt. Scheinwerfer tauchen den altehrwürdigen Gebäudetrakt in gespenstisches Licht. Zu Dutzenden hetzen Feuerwehrmänner durch den fahlen Schein und schleppen ihr Gerät durch eisigen Wind und Schneegestöber an imaginäre Brandstellen.
Bei der Schreinerei wird einem Feuer mit zwei C-Rohren der Garaus gemacht, und aus dem Nordflügel des Schlossen müssen zwei Verletzte weggetragen werden. In einer benachbarten Lagerhalle ist Gefahrgut zu sichern.
Nach einer Stunde ist der Spuk vorbei. Um 18.30 Uhr beendet Kommandant Albert Decker die Übung. Während er mit den Truppführern das ganze Anwesen abgeht und auf die komplexen Besonderheiten hinweist, rollen die Feuerwehrmänner ihre Schläuche ein und geben die Landesstraße 1107 wieder für den Durchgangsverkehr frei.
Kurz vor sieben treffen sich alle 56 Feuerwehrmänner zum Einsatzessen im Massenbacher Magazin. Bei einem kühlen Bier und heißen Bratwürsten findet Albert Decker nur lobende Worte: „Spätestens nach acht Minuten waren alle am Funk. Das war prima. Die chaotische Phase nach dem Eintreffen am Übungsort hat auch nur etwa 20 Minuten gedauert. Dann lief alles koordiniert und reibungslos. Dass ihr bei euren Fahrzeugen geblieben und nicht wild umher gerannt seid, hat mir sehr gut gefallen. Die Atemschutz-Überwachung hat ebenfalls gut geklappt.“
Polizeikommissar Wilfried Reiner hatte sich zu Beginn der Übung beim Schwaigerner Bahnhof auf die Lauer gelegt. Er wollte das Anfahrtverhalten der Kernstadt-Wehrmänner mit ihren Privatautos kritisch beäugen: „Meine Hochachtung, Jungs. Ihr seid sehr ordentlich am Feuerwehrmagazin vorgefahren.“
Foto: „Meine Hochachtung, Jungs“: Viel Lob für die Schwaigerner Feuerwehrleute gab es nach der Hauptübung. (Foto: Archiv)