Der junge Mann war voll orientiert. Er wusste, dass er auf dem Kirchplatz in Neckarwestheim war und welches Datum geschrieben wurde. Für die Rot-Kreuz-Helfer der Schnelleinsatzgruppe aus Lauffen also ein leichterer Fall. Bei ihrer Hauptübung hatte die Neckarwestheimer Feuerwehr einen Brand mit starker Qualmentwicklung im Gebäude Jägerhof 2 in der Ortsmitte angenommen. Nach einer knappen halben Stunde meldete sie bereits: Feuer schwarz.
Die Wehrleute konnten nicht einfach mit ihren beiden Rohren in die Flammen halten. Der Jägerhof steht unter Denkmalschutz, es dürfen also keine bleibenden Schäden, vor allem kein Wasserschaden, angerichtet werden. Deshalb spritzten die Floriansjünger konsequent am Gebäude vorbei. Denn ihre Aufgabe war ohnehin, im vergleichsweise dicht bebauten Ortskern die Nachbarhäuser mit zwei Riegelstellungen zu schützen. Ihre Bemühungen wurden dadurch ein bisschen erleichtert, dass die vorher reichlich vorhandenen Scheunen und Schuppen im Zuge der Ortskernsanierung schon beseitigt worden sind.
Glockenläuten Rund 100 Schaulustige hatten sich eingefunden. Nur für sie ließ die Feuerwehr die Sirene um Punkt 15 Uhr heulen − zur gleichen Sekunde wie das Geläut der Gregoriuskirche erklang. So hörten die Neckarwestheimer zwei veraltete Alarmierungsmittel auf einmal. Denn heute werden die Wehrleute von der Zentrale bei der Berufsfeuerwehr in Heilbronn "still" über Funk auf den Plan gerufen.
Angenommen wurde, dass im ersten Obergeschoss des Jägerhofes ein Feuer ausgebrochen war, das sich in den Flur und ins Treppenhaus ausdehnte. Die beiden dort Eingeschlossenen konnten wegen des starken Rauches nicht nach unten. Ein Stockwerk darüber befand sich ein weiterer Mensch, ebenfalls gefangen. Und im Erdgeschoss standen noch zwei Gasflaschen.
Ein weiteres Erschwernis: Gegenwärtig gibt es am Ort wegen zahlreicher Straßenbaustellen, die öfters wechseln, Umleitungen. Auch das Tanklöschfahrzeug und der Löschgruppenwagen konnten deshalb nicht auf direktem Weg vom Feuerwehrhaus an die Brandstelle gelangen. Aber etwa fünf Minuten nach Auslösung des Alarms waren sie da. Rettungstrupps unter Atemschutz machten sich auf den Weg durch das verrauchte Treppenhaus. Über eine Steck- und eine Schiebleiter bargen sie vorsichtig die drei im Gebäude Gefangenen und übergaben sie an die Helfer der DRK-Schnelleinsatzgruppe (SEG), die unter Leitung von Christian Holzer aus Lauffen angebraust war.
Kein Wasser Ein Problem hatte es gegeben, wie Kommandant Martin Gross bei der Manöverkritik berichtete: Wegen der Straßenbauarbeiten im künftigen Verkehrskreisel an der Rebland- /Hauptstraße war die Wasserleitung gesperrt, so dass die Wehrleute ihr Löschmittel von einem weiter entfernten Hydranten zapfen mussten. Für die Übergangszeit hatten die 2500 Liter im Tanklöschfahrzeug aber ausgereicht.
Bild: Zum Glück nur eine Übung: Auf dem Kirchplatz kümmerten sich Helfer der Roten Kreuzes um die Verletzten. (Foto: Uwe Mundt)