Kreisfeuerwehrverband Heilbronn

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Nach dem Großbrand: "Es geht weiter"

Schwaigernvon Carsten Friese, HSt

Am Tag nach dem großen Feuer ist er da. „Das sieht ja aus wie nach dem Krieg.“ Die Trümmerfläche auf dem Pfullinger Hof in Schwaigern-Stetten weckt bei dem 73-jährigen Heilbronner Erinnerungen an seine Kindheit. Er ist Mitglied im Verein „Golf Oase“, in einer Box hatte er seine sämtlichen Golfgeräte stehen – die Schläger, den Elektro-Caddy, einen normalen Caddy, Bälle, Regenkleidung. Die Box ist wie die Gerätehalle ein Opfer der Flammen geworden. „Alles futsch“, sagt der Rentner, der zweimal die Woche auf der Anlage golft.

Kopf nicht frei

Die Ruhe, die Natur und das Familiäre schätzt er hier. Helfen? Das würde er, aber wie? „Bei dem ganzen Schrott muss man doch mit dem Bagger ran.“ Für die Familie tut es ihm leid. Die viele Arbeit, die bevorsteht, das ganze Drumherum mit Versicherung und Organisation. „Wichtig ist, dass niemandem etwas passiert ist.“

Am Tag danach steht Golfplatz-Betreiber Harald Walter auf einer Anhöhe. Auf rund zwei Millionen Euro wird der Sachschaden geschätzt. „Es geht weiter, ich richte den Blick immer nach vorne“, sagt er kurz. Der Golfplatz sei ja nicht betroffen. Mehr möchte er nicht sagen, weil er den Kopf nach diesem Tiefschlag „nicht frei“ hat.

Das gepflegte hügelige Terrain ist sein unternehmerisches Werk. 1989 hat der frühere Abteilungsleiter Einkauf bei Intersport auf ehemaligen Äckern seiner Eltern mit einem Neun-Loch-Platz angefangen. Golfen für jedermann ohne elitäre Zwänge, lautete in dem Familienbetrieb die Marschroute. Heute ist die gesamte Anlage über 40 Ar groß und der Verein zählt über 700 Mitglieder. Ein 18-Loch-Platz steht vorrangig Vereinsmitgliedern zur Verfügung, auf einem Neun-Loch-Platz dürfen auch Schnuppergolfer ran. Wer kein Mitglied ist, kann hier für 15 Euro wochentags Golf üben. Oder aber zur Trainingsstunde bei einem der drei Lehrer der Golfschule antreten.

Inzwischen hat ein Brandsachverständiger die Ruine der Gerätehalle und das angrenzende Wohngebäude untersucht. „Nach wie vor“ gebe es keine Hinweise auf Brandstiftung, sagt Polizeisprecher Peter Lechner. Erste Anzeichen deuteten auf einen möglichen technischen Defekt. Was es gewesen sein könnte, sei aber noch unklar. „Da müssen wir erst das Gutachten des Sachverständigen abwarten.“ Und das könne einige Tage dauern. Denn: Brandermittlungen seien „mit die schwierigsten, die es gibt“.

Abschlag

Auf dem Golfplatz-Grün stand gestern bereits wieder Golflehrer Christoph Escher (25). Er war am Tag des Feuers mit Verdacht auf Rauchvergiftung ins Krankenhaus gebracht worden, nachdem er versucht hatte, die Flammen zu löschen. „Es geht mir wieder gut.“ Escher gibt Rogaya Busch aus Heilbronn eine Trainerstunde. Sie und Ehemann Rolf üben den Abschlag, die Einheit war schon vor dem verheerenden Brand ausgemacht. „Das ist alles sehr traurig“, denkt Rogaya Busch an die Familie Walter. Sie ist „sehr zufrieden“ mit Anlage und Training. „Es wird schon weiter gehen“, ist ihr Mann überzeugt.

Bild: Trainingsstunde am Abschlagsplatz: Einen Tag nach dem schlimmen Brand auf dem Pfullinger Hof ging der Arbeitsalltag weiter. Die Golflehrer gaben Unterricht. (Foto: Carsten Friese, HSt)