Noch liegt der Brandgeruch deutlich in der Luft, von den rückwärtigen Fenstern im Obergeschoss sind nach dem Feuer Sonntagnacht in Offenau nur noch die verkohlten Rahmen übrig. „Es ist einfach nur schrecklich“, bilanziert Edeltraut Schönherr erschüttert nach fast schlaflosen Nächten.
Von der ehemaligen Schiebetür ist lediglich ein Querholz geblieben, Fußböden und Decken sind rabenschwarz, zerstört. „Mir geht's nicht gut, aber meiner Frau geht's noch schlechter“, sagt Bernd Schönherr, während er in der Wand verbrannte Drähte und unter Putz verkohlte Balken zeigt. „Das Porzellanwaschbecken ist bei der Hitze sogar geschmolzen“, sagt er fassungslos.
Leer geräumt Helfer in der Not sind zur Stelle: Bad, Küche, Wohn- und Schlafraum sind leergeräumt und im Container entsorgt. Mit rußigem Gesicht und schwarz gefärbten Knien kehren Anton und Michael Ikker Brandschutt zusammen. Auch das Wohnzimmer hat Schaden genommen, durch Löschwasser sind Holzdecke, Teppichboden und Wohnzimmerschrank beschädigt.
Dort nehmen Evelyn Ikker und Silvia Birn Bücher aus der aufgequollenen Schrankwand und verpacken sorgfältig alle Gläser in Zeitungspapier. Jetzt zu helfen, sei „selbstverständlich, da gab es gar kein Überlegen“, sagt Birn.
Unbeschreiblich und existenzbedrohend ist für die Hausbesitzer nach wie vor, was sich gegen 23 Uhr am Sonntag ereignet hat. „Auf einmal haben wir etwas gerochen, da sind auch schon die Fenster geplatzt“, erinnert sich die 63-jährige Hausbesitzerin mit matter Stimme. Brand- und Schnittwunden an den Füßen hat sich der 66-jährige Rentner zugezogen, nachdem das Feuer durch eine Zigarette im Obergeschoss der Doppelhaushälfte in der Salinenstraße ausgebrochen war und er die Treppe hoch eilte. „Erst letztes Jahr habe ich das Haus isoliert und zusammen mit meinem Schwiegervater verputzt“, sagt er resigniert.
Umso dankbarer sind sie, dass alle drei Familienmitglieder und beide Hunde trotz drei Meter hohen Flammen aus dem Dach und eines Schadens von mindestens 100 000 Euro unversehrt davon gekommen sind. „Nachbarn und Freunde haben sich rührend um uns gekümmert“, betont Schönherr immer wieder. „Ich habe zuerst gar nicht verstanden, was da passiert“, sagt Edeltraut Schönherr. „Ich war wie in Trance, immer wieder hat mich jemand in die Arme genommen.“ Spontane nächtliche Unterkunft bei den Nachbarn und Helfer, die trotz Spätschicht morgens und mittags kräftig anpacken, beeindrucken die Hauseigentümer: „Ohne die Hilfe wären wir verloren.“
Gekümmert Schönherr berichtet: Beim Bäcker schenkten ihm die Verkäuferin und eine Kundin den Einkauf. „So eine Geste ist Gold wert.“ Besonders dankbar sind sie neben Polizei und Feuerwehr auch dem Bürgermeister und der Ordnungsamtsleiterin: „Die waren bis tief in die Nacht und gleich am nächsten Morgen wieder da und haben sich um die ganze Organisation mit der Versicherung gekümmert“, erzählt Schönherr.
Mit mindestens einem halben Jahr rechnet Gattin Edeltraut, bis alle durch den Brand entstandenen Schäden wieder behoben sind. Von „Angst“ und „schlimmsten Albträumen“ erzählt sie, meint aber auch: „In drei bis vier Wochen haben wir uns wieder im Griff.“
Bild: Packen tatkräftig mit an: Anton (links) und Michael Ikker beseitigen den durch den Brand entstandenen Dreck und Schutt. (Foto: Ute Plückthun)