Der Stolz der Mühlbacher Feuerwehr ist 41 Jahre alt und hört auf den Namen TSF. Andere Wehren haben historische Fahrzeuge als Ausstellungsstück. Das vermutlich ältestes Einsatzfahrzeug im Landkreis Heilbronn, das jedoch noch immer zuverlässig bei Einsätzen dabei ist, steht in Mühlbach, vermutet Bernd Reimold. „Das ist unser Heiligtum", sagt der Abteilungskommandant und streicht über einen Sitz. Ortsvorsteher Frieder Fundis nennt das Auto ehrfürchtig „die alte Dame". Auf das Tragkraftspritzenfahrzeug für sechs Einsatzkräfte lassen die Mühlbacher nichts kommen. Sie hegen und pflegen es.
Rost Nach jedem Einsatz, nach jeder Übung wird der Einsatzwagen gereinigt, verrät der Abteilungskommandant, der nur fünf Jahre älter als der Ford Transit ist. „Es wird danach geschaut, dass er sauber ist." Die Fußmatten kommen jeweils raus, alles wird genau geprüft, um einen Rostanfall der blechernen Dame zu verhindern. Das wäre vermutlich das Ende des betagten 60-PS-starken Fahrzeugs, das bis zum heutigen Zeitpunkt die Hauptuntersuchungen überstand.
Das Fahrzeug besticht durch seine zeitlosen Rundungen. Harte Kanten sind ihm fremd, was sich auch im Inneren widerspiegelt. Das Armaturenbrett: Schlicht gehalten, keine Spielereien lenken die Fahrer ab. Hinter dem Lenkrad gehört die Aufmerksamkeit nur dem großen, runden Tacho mit einer Kilometeranzeige, die im Jahre 41 nach der Auslieferung erst bei 20 040 steht. Vorne auf der Kühlerhaube haben die Mühlbacher ihre Erinnerungen aufgeklebt. Sternfahrt nach Tuttlingen, steht auf einer Plakette. Die war bereits im Jahr 1976, als das „klassische Löschfahrzeug", als das der Kommandant das Auto bezeichnet, natürlich dabei war. Schrillt die Sirene auf, rollt die rüstige Dame hinaus.
Auf sie zählen die Mühlbacher. Fiele der Ford aus, die Folgen wären absehbar, sagt Bernd Reimold: Die Mühlbacher wären bei Einsätzen weniger flexibel, oder ein Teil der Wehr müsste in Privatfahrzeugen zum Brandherd fahren. Unvorstellbar. Im Jahr 1992 erhielten sie ein Fahrzeug, das den alten Wagen ersetzen sollte. Die Teilortwehr beschloss jedoch, das Auto Baujahr 1968 nicht aufzugeben, sondern die Wartung und Pflege in Eigenregie zu übernehmen.
Ausfall mit Folgen Da mal ein frisches Blech besorgt, dort mal frische Farbe aufgebracht. Nur den Sprit, die Versicherung, das trägt die Stadt. Für das Staffelfahrzeug gibt es keinen Ersatz. Doch an diesen traurigen Moment denkt vermutlich niemand in Mühlbach.
Die Wehr setzt vor allem auf den Kameraden Bernhard Holtz. Der ausgebildete Landmaschinenmechaniker besorgt die Ersatzteile, sozusagen das Lifting des historischen Fahrzeugs. Noch hat er alles Benötigte gefunden. Selbst ein Lenkgestell. Vermutlich werden es aber einmal solche Fehlerchen sein, die das Heiligtum endgültig in die Knie zwingen.
„Ich vermute, dass die Ersatzteile einmal ein Problem werden", sagt der Kommandant. Und das klingt ein bisschen wehmütig.
Bild 1: Der Mühlbacher Kommandant Bernd Reimold zeigt den Stolz seiner Abteilung: Der Ford Transit aus dem Baujahr 1968 gehört bei Einsätzen dazu.Bild 2: Bitte Platz zu nehmen: Das Innere wird nach jedem Einsatz gesäubert.Bild 3: Schlicht funktional: Das Armaturenbrett ist von runden Formen geprägt.
Fotos: Simon Gajer