Total demoliert liegt das Fahrzeug auf der Seite. Das Unfallopfer ist eingeklemmt auf dem Beifahrersitz, mit starken Schmerzen im Rückenbereich. Immerhin ist der junge Mann ansprechbar. "Der Erstzugang muss über die Heckscheibe erfolgen", sind sich Notarzt und Feuerwehr-Gruppenführer einig. Gemeinsam haben sie sich ein Bild von der Unfallsituation gemacht. Das Miteinander wird groß geschrieben: Freiwillige Feuerwehr Lauffen und Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) Heilbronn üben die patientengerechte Rettung.
Beide Rettungsdienstgruppen arbeiten schnell und Hand in Hand. Über das Seitenfenster beruhigen die Rettungssanitäter den Patienten, die Kameraden von der Feuerwehr trennen derweil die Heckscheibe heraus. Gleichzeitig wird das Fahrzeug auf drei Seiten stabilisiert. Schon nach wenigen Minuten kann der Rettungsassistent durch die Luke im Heck zum Unfallopfer klettern, fixiert per Hand den Kopf. Die Halswirbel sind damit vor weiteren Verletzungen geschützt.
Zum Aufatmen bleibt dennoch keine Zeit: Der Mann muss so schnell und zugleich so schonend wie möglich aus dem Wagen gerettet werden. "Worst-Case-Szenario" nennt Lehrrettungsassistent Lars Wonneberger vom ASB Heilbronn den Rettungsvorgang und meint mit dem "schlimmsten Fall" die Rettung von Patienten aus einem auf der Seite liegenden Fahrzeug. Durchgeführt wird die Simulation im Rahmen einer Schulung, an der rund 15 Lauffener Wehrleute teilnehmen.
Dialog "Jede Unfallsituation ist anders. Deshalb üben wir den schwierigsten Fall, der in der Realität zum Glück eher selten vorkommt", erklärt Wonneberger. In der Hauptsache gehe es bei dieser praktischen Übung um den Dialog: "Im Ernstfall müssen Feuerwehr und Rettungsdienst schnellstmöglich zusammenarbeiten. Dabei muss die Aufgabenverteilung klar sein." Deshalb sei zuerst eine gemeinsame Absprache nötig: Welche technischen Maßnahmen kann die Feuerwehr durchführen, um dem Rettungsdienst den Zugang für die medizinische Versorgung zu ermöglichen? Welche Rettungsdauer ist dem Unfallopfer zuzumuten?
"Das Vorgehen hängt von der Schwere der Verletzung ab. Bei der patientengerechten Rettung steht im Vordergrund, Folgeschäden des Unfallopfers zu vermeiden", erklärt Andreas Schadt, der als ehrenamtlicher Rettungssanitäter und Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Lauffen die Schulung initiiert hat. "Bei eingeklemmten Personen ist vor allem die Immobilisierung der Wirbelsäule wichtig." Um den Verletzten möglichst schonend aus dem Fahrzeug zu retten, wussten die Kameraden der Feuerwehr bei dieser praktischen Übung deshalb sofort: Das Dach muss so durchtrennt werden, dass es nach unten weggeklappt werden kann. Dann ist der Zugang zwecks Rettung optimal.
Reflexion "Regelmäßige Schulungen erleichtern die Zusammenarbeit zwischen Rettungsdienst und Feuerwehr ungemein und fördern das gegenseitige Verständnis", sagt Schadt. Zudem werde man erfahrener im Umgang mit dem technischen Gerät, das sich stetig verbessere: Denn die Fahrgastzelle werde immer sicherer, die Rettung dadurch aber immer schwieriger.
"Es hat super funktioniert", lobt Lars Wonneberger die Zusammenarbeit von Feuerwehr und Rettungsassistenten, nachdem der Patient aus dem Fahrzeug befreit ist. Dann ist Zeit für eine kurze Reflexion der Übung: "Der Austausch ist wichtig, denn hier kommen Verbesserungsvorschläge aller Seiten zusammen."
Bild 1: Rettung einer eingeklemmten Person aus einem Fahrzeug: Feuerwehrkameraden und Rettungssanitäter arbeiten bei der Übung Hand in Hand. (Foto: Elke Khattab)
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