Bewährte Sandsäcke, moderne Technik und ausgefeilte Alarmierungspläne - die Feuerwehren im Landkreis Heilbronn sind für Hochwassereinsätze gerüstet. Doch trotz aller Vorbeugung: Katastrophen wie die Flut im Osten sind nicht zu verhindern.
Neben einer vorausschauenden Planung gehört geeignete Ausrüstung zum Kampf gegen Hochwasser. Nach Angaben von Kreisbrandmeister Hans-Wilhelm Hansmann liegen im Kreis 30 000 Sandsäcke bereit. Kommt es knüppeldick, reichen diese nicht aus. Deshalb enthält die Alarmplanung Listen mit Lieferanten von Säcken und Sand. Jede einzelne Pumpe, jedes Boot der Wehren hat Hansmann erfasst. Im Kreis gibt es zwei Ölabscheideanlagen - eine davon ist gerade in Ostdeutschland im Hilfseinsatz.
Hansmann ist froh, die Geräte beisammen zu haben. Grund: Im August teilte das Landes-Innenministerium den Kreisen mit, dass wegen Geldmangels Ausrüstung zur Abwehr von Umweltgefahren - wozu zum Beispiel die bei Hochwasser wichtigen Ölabscheider gehören - praktisch nicht mehr gefördert wird.
Auf moderne Technik setzt Neckarsulm. Die Stadt hat sich 500 Meter so genannte Quick-Dämme zugelegt. Kommandant Hermann Jochim: "Es gibt zurzeit nichts Besseres." Rund 106 000 Euro hat Neckarsulm in diese Faltbehälter investiert, die die Wehren in kürzester Zeit aufbauen und mit Wasser oder Sand füllen können. "Das geht 100 Mal schneller als mit Sandsäcken", erklärt Jochim.
Und: Der ein Meter hohe Damm sei sehr viel stabiler als ein Sandsackwall, aber auch effektiver als die bisher in Neckarsulm verwendeten mobilen Sperrschläuche. In Bad Friedrichshall ersetzen Spundwände die altgedienten Sandsäcke. Vorteil: Sie sind höher und schneller aufzubauen.
Sobald die Fluten tatsächlich heranrollen, müssen die Gegenmaßnahmen möglichst rasch ergriffen werden. Schritt für Schritt ist deshalb in den Alarmplanungen von Kreisbrandmeister und Kommunen vorgezeichnet.
Erreichen Neckar, Kocher oder Jagst bestimmte Pegelstände, läuft ein abgestufter Melde-Mechanismus an. Verantwortlich für Schutzmaßnahmen, Information der Betroffenen oder Evakuierungen sind - so lange nicht der Katastrophenfall festgestellt worden ist - die Kommunen und deren Wehren. Hermann Jochim betont, dass Flussanlieger schon frühzeitig auf drohende Gefahren hingewiesen werden.
Die Katastrophenschützer im Landratsamt bewerten die Lage in Zusammenarbeit mit den Gewässerexperten der Kreisbehörde. Wenn notwendig, bilden sie den "Arbeitsstab Hochwasser", der die Entwicklung beobachtet und ein Hochwassertagebuch führt. Der Landrat entscheidet bei einem Neckar-Pegel von 5,70 Meter in Lauffen oder sechs Metern in Gundelsheim, ob der Katastrophenstab einberufen werden muss. Im Extremfall stellen sie den Katastrophenfall fest und fordern entsprechende Hilfe an. Das ist im Landkreis aber noch nie passiert.
Und was passiert, wenn es im Unterland zu Regenfällen wie vor kurzem im Osten kommt? Solche Katastrophen seien nicht zu verhindern, macht Hansmann klar. Auch wenn seit dem Kriegsende alle Hochwassersituationen in der Region ohne Katastrophenalarm bewältigt werden konnten: Ausschließen könne man solche Extremverhältnisse auch im Kreis nicht.