Der Brand in der Möckmühler Grundschule, bei dem 50 Kinder mit der Drehleiter gerettet werden mussten, hat ein Nachspiel. Der Brandschutzsachverständige des Landkreises Heilbronn, Hans-Wilhelm Hansmann, hat „eklatante Mängel“ im Brandschutz festgestellt.
Das Backen von Weihnachtsgebäck in der Schule sollte eigentlich die Vorfreude aufs Fest wecken. Nun ist sie eher verdorben.
Eine versehentlich eingeschaltete Herdplatte, so die noch ermittelnde Polizei, steckte neben dem Herd gelagerte Kartonagen und Altpapier in Brand.
Jetzt kommt auch ein ernüchternder Bericht aus dem Heilbronner Landratsamt. Kreisbrandmeister Hans-Wilhelm Hansmann hat in seiner Eigenschaft als Brandschutzsachverständiger des Landkreises die Brandstelle angesehen. Das Treppenhaus ist von jeglichen Einrichtungen freizuhalten„, hatte sein Vorgänger Anton Pecoroni 1990 bei der Erweiterung des Schulhauses vorgeschrieben. Das wurde offenbar nicht befolgt. “Das ist ein eklatanter Verstoß gegen die Bauvorschriften „, stellt Hansmann daher fest. Hätte sich der Herd in einem Raum befunden, wäre das Treppenhaus nicht so rasch durch Rauchschwaden unbegehbar geworden.
Das Schulhaus mit zwei Obergeschossen wurde so zur Falle für zwei Klassen. 50 Kinder mussten mit der Drehleiter gerettet werden.
Sechs Kinder wurden mit dem Verdacht auf Rauchgasvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert, allerdings nach wenigen Stunden wieder entlassen.
Hansmann nimmt aber noch einen weiteren Mangel im Schulhaus ins Visier. “Es gibt handwerkliche Fehler bei der eingebauten Rauch- und Wärmeabzugsanlage.„ Das Gerät sei zu leistungsschwach und falsch platziert. So wurde der Rauch aus dem Treppenhaus nicht effektiv genug beseitigt.
Für den Experten steht fest, dass die Küchenzeile der Schule komplett aus dem Treppenhaus entfernt werden muss, die Rauch- und Wärmeabzugsanlage müsse modifiziert werden.
Für die Stadt Möckmühl ist das eine bittere Pille, die zu schlucken ist. Bürgermeister Ulrich Stammer stellt zwar fest, dass es sich um keine Küchenzeile unter der Treppe handelt. Was der Herd dort zu suchen hatte, ist ihm aber selbst nicht klar. Er hat jetzt beim Landratsamt eine Brandverhütungsschau beantragt. Diese will Rudolf Schneider, Leiter des Baurechtsamts in der Kreisverwaltung, schnell durchziehen: “Wir nehmen das ganze Gebäude unter die Lupe.„ Dass der Herd falsch platziert war, ist unstrittig. Ob die Rauchabzugsanlage unter heutigen Gesichtspunkten verändert werden muss, soll die Schau zeigen.
“Ich will nicht pingelig sein„, sagt Hans-Wilhelm Hansmann. Doch geht's um den Schutz von Menschenleben. Generell vermutet er den Mangel an Aufmerksamkeit beziehungsweise fehlendes Bewusstsein in öffentlichen Einrichtungen. In einem Kindergarten im nördlichen Landkreis beispielsweise sind ihm vor kurzem blaue Mülltüten aufgefallen, die wohl als Wolken an der Decke im Treppenhaus und Flur aufgehängt waren. “Falls in einer solchen Situation ein Feuer entsteht, fallen brennende Plastiktropfen auf die Kinder herab. Das sieht jetzt alles so schön aus, aber an die Konsequenzen denkt offenbar niemand.„ Deshalb appelliert der Kreisbrandmeister vor allem an Schulen und Kindergärten, hier mit offenen Augen durch die Räume zu gehen.