Hohes Brandrisiko: Während des Bad Wimpfener Weihnachtsmarkts ist die Feuerwehr in erhöhter Bereitschaft
Bad Wimpfen Altdeutscher Weihnachtsmarkt im Stauferstädtchen - das bedeutet Adventsstimmung pur, selige Freude und lachende Kinderaugen. Die 130 eng aufgestellten Holzbuden der Marktbeschicker in den Altstadtgassen, direkt an den Wänden der prächtigen Fachwerkhäuser - das birgt auch ein nicht zu unterschätzendes Brandrisiko inmitten der Stadt. Drei Wochenenden Weihnachtsmarkt bedeuten für Kommandant Reinhold Korb drei Wochen schlaflose Nächte. Ich bin froh, wenn nichts passiert.
Und damit alles rund läuft, ist die Feuerwehr immer auf der Hut. Die Floriansjünger überlassen nichts dem Zufall. Auch wenns für die Marktbetreiber (fast) eine Zumutung ist und für die Feuerwehrleute ein Nervenkitzel - selbst mit der Drehleiter wird getestet, ob die Rettungswege so frei sind, dass eine einigermaßen rasche Hilfe gewährleistet ist.
Junge Draufgänger kann man das fast zehn Meter lange und 2,50 Meter breite Rettungsfahrzeug in solchen heiklen Angelegenheiten nicht steuern lassen. Da müssen die Profis ran, so wie Karl Frey. Hektik darf nicht einmal im Notfall aufkommen, sagt er - ohne den Blick vom großen Seitenspiegel zu wenden. Der zeigt ihm an, wie knapp er mit dem Kotflügel an abgestellten Fahrzeugen und den Hütten vorbeizieht. Ein Daumen würde da nicht mehr dazwischenpassen.
Der Bad Wimpfener Feuerwehrmann steuert den 3,30 Meter hohen Koloss mit einer beneidenswerten Ruhe durch die enge Hauptstraße. Der Lkw mit der 30 Meter langen Drehleiter wiegt so viel wie 14 VW-Golf - also rund 15 Tonnen. Große Umsicht ist gefragt. Beifahrer Hermann Härpfer assistiert bei den ganz heiklen Stellen, etwa beim Café Feyerabend, wo rechts und links zwei Fahrzeuge den Weg blockieren. Oder doch nicht? Da passen wir durch, sagt Frey. Die Passanten halten den Atem an, ahnen schon den Versicherungsschaden. Von wegen.
Frey packt auch diese Hürde, ohne Kratzer zu hinterlassen. Diese Erfahrung kommt nicht von ungefähr. Seit 42 Jahren ist der Vater des Eberstädter Bürgermeisters Timo Frey im Besitz des Lkw-Führerscheins, seit 15 Jahren sitzt der Wimpfener am Steuer des mächtigen Feuerwehrautos.
Im Brandfall wären die Gassen jetzt voll gestopft mit Tausenden Besuchern. Dann würden Feuerwehrkameraden vorauseilen und den Weg frei machen, sagt Korb. Die Vordächer der Hütten, an denen feines Kunsthandwerk, Glaskugeln und Weihnachtsdekoration hängt, würden ohne Rücksicht auf Verluste heruntergeklappt. Auf Parallelwegen, so sieht es der Notfallplan vor, würden sich Kleinfahrzeuge zum Brandort herantasten. Mit einem mobilen Löschgerät wäre der erste Fußtrupp rasch vor Ort. Denn jede Minute zählt. Auch für die Drehleiter.
Das Spezialfahrzeug benötigt für eine Strecke von maximal zwei Minuten ganze zehn Minuten, obwohl Ordnungsamts-Chef Jochen Großkopf auch heute im Vorfeld den Weg frei gemacht hat. Er ist es, der ein exaktes Aufmaß für jede der Hütten aufgezeichnet hat, und dieses auch akribisch einfordert. Jeder Zentimeter ist entscheidend. Schließlich muss hier auch die Müllabfuhr durch. Das Leben in der Stadt geht schließlich weiter. Wer in dieser Zeit in den Altstadtgassen falsch parkt, dem muss klar sein: Sein Auto wird abgeschleppt.
Bild: Bei Einsätzen in der Wimpfener Altstadt zählt jeder Zentimeter, besonders wenn sich die Drehleiter der Freiwilligen Feuerwehr zum Einsatzort quälen muss.
Foto: Ralf Seidel