Heilbronn 2074 Mal rückte die Feuerwehr vergangenes Jahr aus
Nein, langweilig ist es den Feuerwehren in Heilbronn im vergangenen Jahr nun wirklich nicht geworden. Exakt 2074 Mal rückten die Wehrleute aus, umgerechnet wenigstens fünfmal pro Tag. Das berichtete Feuerwehr-Kommandant Eberhard Jochim in der Jahreshauptversammlung in der Neckargartacher Neckarhalle. Die Zahl der Einsätze liegt damit weiter über dem langjährigen Schnitt, sagte er. Im Vorjahr waren es noch 1885.
Vom Bränden über Insekteneinsätze und Verkehrsunfälle bis zu Tauch- und sogar Höhenrettungen reichte das Spektrum, das Jochim in seiner 45-minütigen Schau noch einmal Revue passieren ließ. Erstmals nach drei Jahren musste die Feuerwehr wieder zwei Tote nach Bränden bergen, etwa nach einem Dachstuhlbrand im April in der Hauffstraße. Insgesamt wurden 132 Menschen und 174 Tiere aus Notlagen befreit - für 13 Menschen kam aber jede Rettung zu spät.
Zu den größten Einsätzen des Jahres 2006 zählte etwa der Großbrand einer landwirtschaftlichen Lagerhalle bei Horkheim. In Erinnerung ist den Wehrleuten auch noch jener Kellerbrand in der Weststraße im September, bei dem gleichzeitig drei weitere Einsätze gefahren werden mussten und die Einsatzkräfte vollständig beansprucht waren.
Eher anrüchig war der Unfall mit dem umgestürzten Anhänger voller geschreddertem Müll, der im Mai stundenlang die B 27 blockierte. Die Abfälle mussten letztendlich von Hand aus dem Hänger geschaufelt werden, bevor er wieder aufgerichtet werden konnte. Logisch, dass die Wehrleute dabei Schutzanzüge und Gasmasken trugen. Ebenfalls nicht angenehm für die Nase war der Großeinsatz bei einer Chemiefirma im Industriegebiet Nord im September, nachdem Methylacrylat ausgetreten war. Mit einem Gaswäscher musste die Umgebungsluft gereinigt werden.
Zu den spektakulärsten Unfällen zählten der umgekippte Tanklastzug Ende September zwischen Dürrenzimmern und Nordheim. 11 000 Liter Heizöl mussten zunächst abgepumpt werden - die Behälter waren zum Glück kaum beschädigt worden. Glück hatte eine 23-Jährige, die bei einem Unfall im Dezember auf der Autobahnzubringer nach Untergruppenbach nicht angeschnallt war: Als ihr Wagen ins Schleudern geriet und mit einem entgegenkommenden Auto zusammenprallte, wurde ihr Fahrzeug auseinander gerissen. Sie überlebte lebensgefährlich verletzt.
Doch nicht nur Einsätze prägten das Jahr bei den Wehrleuten. Hinzu kamen zahlreiche Brandwachen, fachtechnische Stellungnahmen, Beratungen, Baubegehungen und Wartungsarbeiten. Die 69 Mitglieder der Berufsfeuerwehr und 281 Wehrleute in den Freiwilligen Feuerwehren der Stadtteile leisteten außerdem zahlreichen Trainings- und Übungsstunden unter anderem in 48 Lehrgängen und Seminaren.
Einige Neuanschaffungen stehen auf der Feuerwehr-Wunschliste. Als Ersatz für den in die Jahre gekommenen Einsatzleitwagen wird gerade in der eigenen Werkstatt ein gebrauchter Linienbus umgebaut - die nötige technische Ausrüstung muss allerdings noch von einer Fachfirma installiert werden. Oberbürgermeister Helmut Himmelsbach kündigte außerdem an, dass im Herbst der neue Rüstwagen ausgeliefert werde - eine Anschaffung in Höhe von 420 000 Euro.
Foto: Archiv/Dittmar Dirks
Einer der traurigsten Einsätze des abgelaufenen Jahres: Bei diesem Brand in der Hauffstraße im April starb eine Bewohnerin.