Man hofft, sie nie im Ernstfall rufen zu müssen, ist aber heilfroh, im Notfall auf sie zählen zu können: die Feuerwehr. Beobachtet von 20 bis 30 Schaulustigen zeigte die Leingartener Hilfsorganisation bei ihrer Hauptübung am Sonntagvormittag, dass sie bei Schadensereignissen schnell und motiviert zur Stelle ist. Unterstützt wurde sie vom zwölfköpfigen Einsatzteam des DRK Leingarten. Als Übungsszenario hatten sich die Verantwortlichen eine knifflige Aufgabe ausgedacht: einen Dachstuhlbrand im neuen AWO-Pflegeheim am Leinbach.
Fünf Minuten nach der Alarmierung ist das erste Feuerwehrfahrzeug, ein TLF 16/25, das 2500 Liter Wasser an Bord und eine Pumpenleistung von 1600 Litern pro Minuten hat, vor Ort. Ihm folgen zwei Löschgruppenfahrzeuge (LF 8 TS) mit tragbarer Pumpe sowie der Mannschafts-Transportwagen.
Die Übungsvorgaben sind spektakulär: Vor den Augen der 40 Floriansjünger bricht der Dachstuhl zusammen, die beiden Treppenhäuser in der Mitte und im Westflügel des Gebäudes sind verraucht. Schnell verschaffen sich die Einsatzleiter, Kommandant André Göbl und sein Stellvertreter Roland Gräsle, ein Bild über von der Lage. „Das Treppenhaus Ost ist durch Renovierungsarbeiten nicht begehbar, im ersten Stockwerk befinden sich noch einige teils gehbehinderte Personen“, wird ihnen über Funk von den Gruppenführern gemeldet. „Menschenrettung geht vor“, ruft Gräsle. Er befiehlt, die Heiminsassen so schnell wie möglich herauszuholen und dem DRK zu übergeben.
Mittels eines Druckbelüfters wird der Rauch aus dem Gebäude gepresst. Ein zweiter wird vom Feuerwehrmagazin angefordert und ins westliche Treppenhaus geschafft. In der zweiten Etage scheinen sich noch weitere Personen zu befinden. Sie machen sich wild gestikulierend am Fenster bemerkbar.
Der Kommandant ordert Fluchthauben. Dann rennen die Wehrmänner die Treppen hoch und dringen zu den Hilfesuchenden vor. Eine Person ist bewusstlos. Die meisten werden auf Tragen abtransportiert, einige über eine tragbare Leiter. Die Brandbekämpfung ist in vollem Gange. Nach eineinhalb Stunden wird Entwarnung gegeben. Der Brand ist unter Kontrolle. Alle Pflegeheiminsassen sind gerettet.
Zwei Zelte hat das DRK aufgeschlagen. Eines davon für die Verletzten, die dort erstversorgt werden. Die beiden DRK-Einsatzleiter, Thomas Krieger und Uli Fischer, sind mit der Übung zufrieden: Die Kooperation mit der Feuerwehr habe hervorragend geklappt.
Recht ordentlich fällt die Manöverkritik von Kommandant Göbl aus. Die Übung habe einige wichtige Ergebnisse gebracht. Sie habe auch dazu gedient, die Räumlichkeiten der Pflegeeinrichtung kennenzulernen. Es sei sicherlich nicht alles 100-prozentig gelaufen, räumt Göbl ein. Aber: Die Fehler würden „analysiert und nach Möglichkeit abgestellt“.
Eines hat sich für den Kommandanten gezeigt: Dass eine Übung dieser Größenordnung ohne Einsatzleitwagen (ELW) kaum durchführbar ist. Bürgermeister Ralf Steinbrenner versicherte ihm jedoch, dass die Chancen auf eine baldige Neubeschaffung gut seine. Angebote lägen bereits vor.
AWO-Heimleiterin Ilona Krotz freute sich, dass die Übung gut geklappt hat. Als kleines Dankeschön lud sie die Einsatzkräfte zu Speis und Trank ins Pflegeheim ein.
Bild: Rettung eines Verletzten über das Treppenhaus: Die Leingartener Wehrleute machten sich bei der Übung auch mit dem neuen Gebäude des Pflegeheims vertraut. (Foto: Josef Staudinge)