Im Senioren- und Pflegeheim Eberstadt ist ein Brand ausgebrochen. Flammen und Rauch bedrohen die Bewohner. Die Feuerwehr eilt herbei, rettet die alten Menschen - Eberstädter und Weinsberger Feuerwehrleute probten am Dienstagabend den Ernstfall.
Das Eberstädter Tanklöschfahrzeug braust heran. Der Fahrer bringt es vor dem Haupteingang des Senioren- und Pflegeheims in Position. Männer springen ab. Der Rettungstrupp legt Atemschutz an, andere Feuerwehrleute bauen die Wasserversorgung auf. Kommandant Dietmar Lörcher stürmt in die Brandmeldezentrale des Heims. Nachdem fest steht, in welchem Gebäudeteil der Alarm ausgelöst wurde, gibt er klare Anweisungen.
Um die Bewohner des Altenheims nicht zu beunruhigen, haben die Verantwortlichen den Alarm nicht wirklich ausgelöst. „Wir retten heute auch keine Senioren, das wäre ihnen nicht zuzumuten“, erklärt Lörcher. Zu „Opfern“ wurden deshalb ein paar Freiwillige erklärt. Das Szenario gehe davon aus, dass eine Handvoll Menschen zu retten sind. Eine totale Evakuierung der Einrichtung werde nicht geübt. Es sei unwahrscheinlich, dass im gesamten Gebäude Feuer ausbreche. Von den über 50 Heimbewohnern ist am Dienstagabend nichts zu sehen. „Die meisten sind schon zu Bett gegangen“, erklärt Heimleiter Matthias Herth. Die alten Menschen seien im Vorfeld informiert worden - „damit keine Hektik ausbricht“.
Hektisch wirkt auch der Rettungstrupp nicht, der unter Atemschutz in das Obergeschoss vordringt. „Diese Einsatzkräfte geben ihr Namensschild ab, bevor sie das Gebäude betreten“, erklärt Bürgermeister Timo Frey. So habe man immer einen Überblick, wer an vorderster Front im Einsatz sei.
Inzwischen ist die Weinsberger Feuerwehr mit ihrer Drehleiter am Übungsort angekommen. Routiniert schwenkt ein Aktiver den stählernen Arm herum. Ein Kollege montiert den Korb und lässt sich zu den Fenstern des Obergeschosses bringen. Nach und nach holen die Männer mehrere Personen auf den Erdboden zurück.
Ein wichtiges Werkzeug von Kommandant Lörcher sind Pläne des Gebäudes. Ein Blick macht klar, dass viele Schutzmaßnahmen ergriffen worden sind: Brandschutztüren riegeln Gebäudeteile ab, eine Brandmeldeanlage - die erste in ganz Eberstadt - überwacht das Heim. Eingebaut wurde zudem eine so genannte Rauchwärmeabzugsanlage, die Fluchtmöglichkeiten sind ausgeschildert. Und: Die Bauvorschriften regeln, dass an vielen Stellen brandhemmende Materialen verwendet werden müssen. Entsteht trotz dieser Vorkehrungen ein Feuer, müssen die Wehr-Aktiven mit den Senioren zwar vorsichtig umgehen. „Dass wir sie aus dem Gebäude tragen, lässt sich aber nicht vermeiden“, sagt Lörcher.
Nach einer guten halben Stunde ist die Übung beendet. Doch die Männer haben noch eine wichtige Aufgabe: Sie müssen testen, ob der Wasserdruck im Ernstfall ausreichen würde. „Acht bar ist das Minimum“, sagt Bürgermeister Frey. Er weist darauf hin, dass die Wasserleitungen im Gewerbegebiet „Steg“ für 160 000 Euro erneuert und vergrößert wurden. „Zwölf bar“, meldet der Maschinist. Frey ist erleichtert. Und welche Schlüsse zieht Kommandant Dietmar Lörcher aus der Übung? „Ich bin insgesamt zufrieden.“ Seine Männer hätten sich mit den Gegebenheiten vor Ort und den Abläufen vertraut machen können. „Es fehlt nur noch etwas an der Feinabstimmung.“
Foto: Zum Abschluss der Übung testeten die Feuerwehrleute, ob der Wasserdruck im neuen Gewerbegebiet „Steg“, wo auch das Altenheim steht, ausreicht. Das Ergebnis war positiv (oben). Mit der Weinsberger Drehleiter wurden Menschen aus dem Obergeschoss gerettet. (Fotos: Ulrike Kugler)