Vor kurzem blickte die Heilbronner Feuerwehr bei ihrer Jahreshauptversammlung auf ein einsatzreiches Jahr 2003 zurück. Die Heilbronner Stadtzeitung unterhielt sich mit dem für die Feuerwehr zuständigen Bürgermeister Artur Kübler, und dem Leiter der Feuerwehr, Eberhard Jochim.
Wo lagen die Schwerpunkte Ihrer Einsätze im vergangenen Jahr?
Jochim: Von den über 1900 Einsätzen sind zirka 15 Prozent reine Brandeinsätze, der Löwenanteil sind mit 85 Prozent im Bereich der technischen Hilfe.
Vor allem bei Brandeinsätzen müssen wir besonders schnell handeln, da oft eine akute Lebensgefahr für Menschen besteht. Eile ist vor allem bei Personenrettungen geboten, da eine Wiederbelebung nur innerhalb der ersten 17 Minuten für Menschen, die dem Brandrauch ausgesetzt waren, erfolgreich sein kann.
Wie können Sie die hohen psychischen und physischen Belastungen des Personals minimieren?
Jochim: Selbstverständlich werden junge Feuerwehrmänner und -frauen im Rahmen der Ausbildung auch auf die psychischen Belastungen gezielt vorbereitet. Zudem versuchen wir immer junge Feuerwehrangehörige zusammen mit erfahrenen Kollegen einzusetzen.
Um der physischen Belastung ? etwa bei Einsätzen mit Atemschutzgeräten ? gewachsen zu sein, ist eine gute körperliche Fitness unumgänglich. Deshalb versuchen wir unsere Männer und Frauen zu motivieren, in der Freizeit Ausdauersport zu betreiben.
Welche Auswirkungen haben Sparmaßnahmen bei Land und Kommune für die Feuerwehr?
Kübler: Durch die Änderung der Zuwendungsrichtlinien Feuerwehrwesen werden einige Bereiche der Feuerwehr nicht mehr finanziell unterstützt. Dadurch entstehen finanzielle Mehrbelastungen bei den Gemeinden. Aber auch die Stadt konnte bei ihren umfassenden Sparbemühungen die Feuerwehr nicht völlig ausnehmen. Trotz höherer Einsatzzahlen wurden beispielsweise zwei Stellen bei der Berufsfeuerwehr eingespart. Bei Brandeinsätzen in den Nachtstunden muss die Freiwillige Feuerwehr dazu alarmiert werden. Die Stadt Heilbronn sorgt für die Sicherheit ihrer Bürgerschaft. Jährlich investieren wir fünf Millionen Euro in unsere Feuerwehr, um auch in Zukunft einen guten Schutz bei Hilfeleistungen und Schadensfällen aller Art bieten zu können.
Stichwort technische Ausstattung. In welchen Bereichen liegen momentan die Investitionsschwerpunkte?
Kübler: Im Investitionsbereich steht die Ersatzbeschaffung für eine in die Jahre gekommene Drehleiter an. Das vorhandene Gerät ist auch bei sehr hohen Reparaturkosten nur noch kurzzeitig einsetzbar.
Diese neue Leiter kostet insgesamt rund 700 000 Euro. Wir erhalten dazu einen Landeszuschuss von 220 000 Euro. Ich bin sowohl dem Gemeinderat als auch dem Land dankbar, dass die Neubeschaffung dieses wichtigen Rettungsgerätes gesichert ist.
Ist der Beruf des Feuerwehrmannes denn überhaupt noch attraktiv?
Kübler: Auch in unserer hochentwickelten Gesellschaft nimmt das Gefährdungspotential weiter zu. Durch die Art und Anzahl der Einsätze in Ballungsräumen und Großstädten brauchen wir zur Gefahrenabwehr- und -bewältigung professionelles Personal. Wer sich vielen Herausforderungen in häufig wechselnder Form stellen möchte, ist bei der Feuerwehr am richtigen Platz. Dies gilt auch für die Ehrenamtlichen unserer Freiwilligen Feuerwehr. Sie leisten mit den Berufsfeuerwehrmännern Dienst am Nächsten ? sehr oft unter Einsatz von eigenem Leib und Leben. Und dafür sollten wir alle tagtäglich dankbar sein.
Das Interview führte Anton Philipp Knittel.