Schon von Berufs wegen sagt Andreas Riekher (29) von sich: „Ich bin ein Netzwerker.“ Denn im Weinsberger Rathaus ist er für die EDV-Organisation zuständig. Seit er im vergangenen September zum Kommandanten der Weinsberger Feuerwehr bestellt wurde, weiß er seine Stärke − die Fähigkeit zur Zusammenarbeit − auch dort einzubringen. Nicht umsonst sagt er: „Wir sind ein Führungsteam“, wenn er über sich und seine Stellvertreter Heiko Frank und Michael Kolesnikow spricht. Mit ihnen stimmt er sich eng ab: „Unter zehn Mails am Tag geht da nichts“, meint Riekher.
Koordination Nicht nur auf Führungsebene, auch im Verbund der vier Weinsberger Abteilungen mit ihren insgesamt rund 140 Aktiven schreibt Riekher Abstimmung und Koordination groß. Ein Mann allein kann auch kaum bewältigen, was für die Wehr in der Stadt zu leisten ist.
„Wir rechnen ganz stark damit, dass wir in den nächsten Monaten mehr Einsätze auf der Autobahn haben werden“, sagt der Kommandant mit Blick auf die angelaufenen Bauarbeiten zwischen der Anschlussstelle Bad Rappenau und dem Weinsberger Kreuz. Wobei die Arbeiten („Baustellen bedeuten immer größere Gefahr“) nur ein Aspekt sind. Auch die Elektromobilität, genauer gesagt: hohe Stromspannung in Unfallfahrzeugen, ist eine Herausforderung. „Das ist aus Sicht der Feuerwehr noch Neuland“, sagt Riekher. Hinzu kommen immer mehr Gefahrguttransporte auf der Autobahn. Um für die Herausforderungen der Zukunft gerüstet zu sein, sind in diesem Jahr und in mittelfristiger Zukunft größere Investitionen notwendig. Der Feuerwehrbedarfsplan für den Gemeindeverwaltungsverband sieht für Weinsberg als nächstes die Anschaffung neuer Fahrzeuge vor − eine Investition von insgesamt 750 000 Euro, für die rund 285 000 Euro Zuschuss erwartet werden.
Oberste Priorität hat das Löschgruppenfahrzeug LF 10 für Wimmental. Das kostet rund 200 000 Euro und kann etwa 1200 Liter Löschwasser mit sich führen. Derzeit noch im Einsatz in Wimmental ist ein Tragkraftspritzenfahrzeug TSF, Baujahr 1972. „Das verdient eigentlich ein H-Kennzeichen“, sagt Riekher über das geradezu historische Gefährt.
Fahrzeuge Nicht nur, aber auch im Hinblick auf die wachsende Gefahr auf der Autobahn ist der Vorausrüstwagen VRW von Bedeutung, der etwa 150 000 Euro kostet. Er ist wendiger als ein Lkw, hat eine kleine Löschanlage, Spreizer, Schere, Säge und Sanitätsgerät an Bord: „Das ist alles, was schnell und als erstes vor Ort sein muss.“ Bedeutend schwerfälliger, aber dafür mit satten 4000 Litern Löschwasser ausgestattet, ist das Tanklöschfahrzeug TLF 4000, der mit 400 000 Euro Kosten größte Brocken der Investitionen in diesem Jahr. Das TLF kommt etwa dann zum Einsatz, wenn Gefahrguttransporte verunglücken und beispielsweise giftige nebelförmige Stoffe mit Wasser zu binden sind.
Die Fahrzeuge sind aber beileibe nicht das einzige, was Andreas Riekher derzeit beschäftigt. Nach seiner Berufung zum − vorerst kommissarischen − Kommandanten der Gesamtwehr hatte er eine Ausbildung zum Gruppenführer zu absolvieren. Der Lehrgang zum Zugführer steht noch aus. Doch an der Landesfeuerwehrschule in Bruchsal, die derzeit umzieht, gibt es Engpässe. Voraussichtlich kann Riekher deshalb erst im November auch diesen gesetzlich geforderten Nachweis erbringen. Später sollen noch ein Lehrgang für Kommandanten und für Verbandsgruppenführer folgen.
Froh ist Riekher da, dass er sich auf seine Leute verlassen kann. Sein Stellvertreter Heiko Frank beispielsweise kümmert sich um den neuen Funktisch fürs Feuerwehrhaus: Mit 56 000 Euro noch so eine Anschaffung, die den neuen Kommandanten in seinen ersten Amtsmonaten beschäftigt. Und langfristig kommt das neue Feuerwehrhaus − voraussichtlich in den Spitzäckern − auf ihn zu. Eine Millioneninvestition in drei bis vier Jahren.