Feuerwehrbedarfsplan bescheinigt Einsatzkräften in Abstatt sehr guten Ausbildungsstand. Für die Ausstattung wird zu Investitionen in Höhe von 745 000 Euro geraten.
Die Freiwillige Feuerwehr Abstatt ist gut aufgestellt„, so das Fazit von Dr. Roland Demke. In Bezug auf die Ausstattung, organisatorisch und bei der Tagesverfügbarkeit ist aber durchaus noch Luft nach oben, wird in seiner Ist-Analyse deutlich. Der Leiter der Staatlichen Feuerwehrschule Würzburg hat in Kooperation mit der örtlichen Feuerwehrführung den ersten Feuerwehrbedarfsplan für die Gemeinde Abstatt erstellt. “Das soll ein gutes Werkzeug sein, um die Einsatzbereitschaft auch in Zukunft zu erhalten„, leitete er seinen Vortrag in der Gemeinderatssitzung ein.
In dem 82-seitigen Papier sind bis 2032 auch Investitionen in Höhe von 745 000 Euro enthalten. Größte Posten sind der Austausch des Einsatzleitwagens (Baujahr 2002) durch ein Mehrzweckfahrzeug mit Führungsausstattung für 130 000 Euro und die Ersatzbeschaffung eines 520 000 Euro teuren Löschgruppenfahrzeugs LF20 AF für das rund 30 Jahre alte Tanklöschfahrzeug. “Das sollten Sie zügig angehen, weil die Lieferung zurzeit vier Jahre dauert„, riet Demke Verwaltung und Gemeinderat. Ob die aktuell angesetzten Preise zu halten seien, bezweifelte er. “Die Erfahrung zeigt: Es kann auch 50 Prozent teurer werden.„
Hauptamtliche Kraft für den Fuhrpark
Grundsätzlich sei der Fuhrpark der Abstatter Wehr mit sechs Fahrzeugen “effizient„. Für Wartung und Pflege schlägt Roland Demke die Einrichtung einer hauptamtlichen Personalstelle mit einem Anteil von 50 Prozent oder 520-Euro-Kräften vor.
Obwohl mit 5000 Einwohnern eine relativ kleine Gemeinde, gibt es jede Menge Gefahrenpotential auf der Gemarkung. In seiner Gefährdungsanalyse hat Demke Brand-, Wasser- und ABC- sowie technische Gefahren ausgemacht: vom Pflegeheim über Kindergärten, Hotels, Flüchtlingsunterkünfte, Versammlungs- und Verkaufsstätten, Aussiedlerhöfe bis hin zu großen Gewerbebetrieben, die Chemikalien, Lacke oder Kunststoffe herstellen, Holz oder Möbel lagern.
Auch Starkregenereignisse machen den Einsatz der Feuerwehr immer wieder erforderlich. Der Experte rät zu einem pegelabhängigen Hochwassereinsatzplan.
Aktuell hat die Feuerwehrabteilung 77 Mitglieder. Ihnen bescheinigte Roland Demke einen “sehr guten Ausbildungsstand ohne Defizite„. Das Durchschnittsalter liegt bei 37 Jahren. Vier der Feuerwehrleute sind Frauen, deren Anteil könne noch gesteigert werden, meint Demke. Die Altersabteilung hat 25 Mitglieder, die Jugendfeuerwehr 16. Um weiteres Personal zu gewinnen, solle die Gemeinde Anreize schaffen durch eine erhöhte Anerkennung dieses besonderen Ehrenamtes - Demkes Vorschläge reichen vom kostenlosen Bezug des Amtsblattes bis zur Bevorzugung bei der Vergabe von Bauplätzen.
Tagesverfügbarkeit verbessern
Zwei Löschgruppen, besetzt mit jeweils neun Leuten, kann die Abstatter Wehr bei Einsätzen stellen. “Das ist eine sehr gute Einsatzbereitschaft, aber nur die Grundausstattung„, erklärte Demke. Deshalb werden jetzt schon die Berufsfeuerwehr Heilbronn und die Feuerwehren Untergruppenbach und Ilsfeld mitalarmiert. Dennoch müsse der Alarmierungsplan auf weitere Kommunen ausgeweitet werden. Vor allem bei der Tagesverfügbarkeit sieht der Leitende Branddirektor Verbesserungspotential. Eine Möglichkeit sei, Feuerwehrangehörige bei Neueinstellungen in der Gemeinde zu bevorzugen. Zurzeit kommen drei Mitarbeiter aus diesem Bereich, “Ziel sollte eine Staffel von sechs sein.„ Außerdem empfiehlt Demke die Umstellung auf Digitalfunk (20 000 Euro).
“Das Feuerwehrhaus gibt alles her„, lobte er Standort und Ausstattung des 2005 erbauten Gebäudes. Lediglich kleinere Schäden müssten beseitigt werden. Zum Schutz der erheblichen Werte sollte das Gebäude mit einer Brandmelde- und Einbruchanlage ausgestattet werden, so sein Rat.
Von 2016 bis 2021 wurde die Truppe durchschnittlich im Jahr 64 Mal alarmiert und war in der Regel in acht Minuten vor Ort. Vorgabe sind zehn Minuten. In mehr als der Hälfte der Fälle musste sie technische Hilfe leisten, 29 Prozent waren Fehlalarme, elf Prozent Brände. “In 98 Prozent aller Fälle war die Feuerwehr in der notwendigen Zeit und Stärke am Einsatzort. Das sind sehr gute Werte„, erklärte der Experte.
Grundlage für die Planungen
Laut Feuerwehrgesetz von Baden-Württemberg müssen Kommunen eine “den örtlichen Verhältnissen entsprechende leistungsfähige„ Feuerwehr auf ihre Kosten aufstellen, ausrüsten und unterhalten. Das heißt, sie müssen ihr Gefährdungspotential und ihre spezifische Risikosituation analysieren, um dann zu definieren, wie die Feuerwehr besetzt und ausgestattet sein soll. Grundlage ist ein fundierter Bedarfsplan, dem der Abstatter Gemeinderat jetzt einhellig zustimmte.“Qualität und Engagement seien außergewöhnlich hoch„, lobte Bürgermeister Klaus Zenth seine Feuerwehrleute. Er machte jedoch mit Blick auf die vorgeschlagenen Investitionen auch auf die “nicht mehr so rosige„ finanzielle Situation von Abstatt aufmerksam: “Diese müssen wir immer im Hinterkopf haben.„