Dass das Maibaumstellen in Möckmühl eine alte Tradition hat, weiß man nur noch vom Hörensagen. Die einen berichten von einem Maibaum, der in den 70er Jahren von der Arbeiterwohlfahrt am Herrensteg in Verbindung mit einem Familienfest aufgestellt wurde, andere erinnern sich noch an Erzählungen ihrer Vorfahren, dass vor 1900 schon in Möckmühl Maibäume errichtet worden sein sollen. Dass dieser Brauch seit 2005 wieder zum Leben erweckt wurde, ist in erster Linie ein Verdienst der Freiwilligen Feuerwehr.
Die Floriansjünger mobilisierten die Vereine, sich an der Maibaumaktion zu beteiligen und Wappenschilder zu entwerfen, die dann jedes Jahr an dem blau-weiß gebänderten Stamm befestigt werden. Die Resonanz war positiv und so herrschte auch an diesem Samstagabend wieder Volksfeststimmung in Möckmühl.
Prozession Eine endlos lange Prozession mit mehr als 400 Teilnehmern aus 17 Vereinen, jeweils in Uniform, Tracht oder wenigstens symbolisch mit ihrer Ausrüstung bewaffnet, formierte sich beim Friedhof, um sich von dort über die Roigheimer Straße, Hauptstraße und Züttlingerstraße zum Sportheim zu bewegen.
Wichtigster Bestandteil des Umzugs ist natürlich der frisch gestrichene Maibaum, aufgelegt auf zwei historischen Transportkarren. 350 Kilogramm schwer sei er und 16 Meter lang, berichtete Feuerwehrkommandant Uwe Thoma. Ihn aufzurichten erfordert größte Umsicht und zuverlässiges Zusammenwirken der gut 20 Feuerwehrmänner und -frauen. Während zwei für das präzise Einführen des Stamms in die Versenkung zuständig sind, sorgen vier andere für eine stabile Absicherung durch Seile. Der Rest stemmt den Baum unterstützt von drei Schwalben (beweglich verbundene Stangen) langsam in die Vertikale.
Applaus "Ungefährlich ist die Sache nicht" erklärte Thoma nach getaner Arbeit. "Wenn die Öffnung nicht exakt getroffen wird und der Baum ausbricht, gibt es kein Halten mehr." Unverständlich ist für ihn daher auch, dass trotz seiner Aufforderung Abstand zu halten, immer wieder Leute in der Nähe stehen bleiben. Glücklicherweise ist wieder alles gut gegangen. Die Zuschauer applaudierten. Der Grundschulchor unter der Leitung von Regine Böhm schmetterte heitere Frühlingslieder, der Musikverein bot schwungvolle Marschmusik. Und während im Sportheim schon die Bratwürste brutzelten und auf hungrige Abnehmer warteten, luden Volksbank und Distelhäuser Brauerei zu Freibier ein.
Gut 500 Besucher hätten den Umzug und das Baumaufstellen verfolgt, schätzte Thoma. Dass es ihnen gefallen hat, beweisen die begeisterten Kommentare. So meinte Karl-Heinz Kraft: "Es ist doch wunderschön, dass so viele beim Umzug mitmarschiert sind." Auch Doris Wöhrbach fand es toll, wie hier gefeiert wird. Bedauert hat Ilse Schweiss nur, dass ihr Sängerkranz nicht aktiv teilnehmen konnte, weil zeitgleich auch in Züttlingen ein Maibaum gestellt wurde, und die Sänger dort aufzutreten hatten.
Eine schöne Bildergalerie finden Sie unter: www.feuerwehr-moeckmuehl.de
Bild 1: "Wenn die Öffnung nicht exakt getroffen wird, gibt es kein Halten mehr." Uwe ThomaBilder 2-5: Feuerwehr Möckmühl