Bei Holz-Hauff brennt's. Ein Szenario, das sich niemand wünscht, das aber vorstellbar ist. Deshalb muss die Feuerwehr Leingarten den Ernstfall proben. Die diesjährige Hauptübung auf dem Gelände der Firma nimmt an, dass bei Wartungs- und Montagearbeiten ein Brand in einem Silo ausbricht, der sich auf die angrenzende Halle fünf ausbreitet. Mehrere Arbeiter sind vom Feuer eingeschlossen oder werden vermisst.
Bei einer Übung geht es für die Männer und Frauen ein wenig komfortabler zu als bei einem echten Einsatz. Der Piepser, der sie im Ernstfall aus den Federn holt, entfällt. In Windeseile zum Magazin fahren, umziehen, die Fahrzeuge besetzen und losbrausen ebenfalls. Heute trifft man sich in aller Ruhe in der Südstraße und wartet auf den Einsatzbefehl. Kommandant André Göbl gibt als Devise aus: „Sehen, ob noch alles passt und wo Handlungsbedarf ist.“ Wissen im richtigen Moment abzurufen und mit anderen Wehren und Hilfsdiensten zusammenzuschaffen, sei oberstes Ziel der Übung. Ob sie groß oder klein, schwierig oder leicht ist, erfahren die Feuerwehrleute erst am Ort des Geschehens.
Mit vier Fahrzeugen geht es kurz nach 10 Uhr los. Durchs Wohngebiet noch still, ab der Dieselstraße im Industriegebiet „mit Musik und Ton, volles Programm“, sagt Pressebeauftragter Marc Hofmann.
Rauch quillt aus dem Gebäude, ein Hilfeschrei, eine Person steht oben auf dem Silodach. Schnell ist klar: Verstärkung muss her. Aus Lauffen wird die Drehleiter angefordert, aus Schwaigern kommt das neue HLF 20/16 und ein Schlauchwagen. Der DRK-Ortsverein Leingarten ist ebenfalls zu Stelle.
Prioritäten Die Personenrettung hat immer Priorität. Zahlreiche Zuschauer beobachten, wie die neue Drehleiter aus der Hölderlinstadt auf halber Strecke stoppt und wieder eingefahren wird. Man hat vergessen, den DRK-Helfer mit aufs Silodach zu nehmen. Ein Feuerwehrmann muss aussteigen, denn mehr als drei Personen dürfen nicht in dem Korb stehen.
Hausherr Werner Hauff besieht sich das Ganze trotzdem beruhigt. Er weiß, im Ernstfall ginge es schneller. Zu den Vorsichtsmaßnahmen in seiner Firma gehört, dass abends in der Holzbearbeitung der Strom abgeschaltet und der Betrieb sauber gehalten wird.
Bei einem Brand auf dem großen Gelände wäre viel Wasser vonnöten. Wo kommt es her, reicht der Druck? Schwitzend „wie im Skianzug im Sommer“ legen die Feuerwehrmänner und -frauen die Leitungen. Drei Entnahmestellen werden angezapft: Das örtliche Netz, der Leinbach und eine Zisterne. Besonders die Wasserförderung über lange Wegstrecken will geübt sein. Da ist der Schwaigerner Schlauchwagen eine große Hilfe. Er legt im Fahren die Schläuche aus.
Zufrieden Bürgermeister Ralf Steinbrenner, ebenso Zaungast wie Ehrenkommandant Martin Klar, ist zufrieden mit der Übung. Die örtlichen Kenntnisse aufzufrischen, den Erfahrungsschatz zu erweitern und die interkommunale Zusammenarbeit zu pflegen sei Sinn und Zweck. „Wir haben eine schlagkräftige Wehr“, ist der Bürgermeister überzeugt.
In einer ersten Manöverkritik wertet Kommandant André Göbl das erstmalige Einbinden der Zisterne in die Wasserversorgung als „sinnvoll und gut“. Mehr Kontakt von Feuerwehr- und DRK-Leuten außerhalb einer Übung wünscht er sich für die Zukunft, „damit man sich nicht erst im Ernstfall kennen lernt“. Und richtigen Handlungsbedarf sieht er bei der Abschnittsbildung. „Das war relativ schlecht, sie muss schneller gehen.“ Werner Hauff aber lobte „eine tolle Gemeinschaftsleistung.“ Er sei froh, wenn er die Feuerwehr nicht brauche, aber er wisse, „dass wir eine gute Feuerwehr haben“.