Keuchend reißen Thomas Hasenfuß und Andreas Muth Atemschutzausrüstung und Helme vom Kopf und entledigen sich ihrer schweren orangenen Jacken. Die blauen Kurzarm-Hemden, die die beiden 25-Jährigen darunter tragen, kleben ihnen am Körper, Schweiß rinnt in Strömen über ihre Gesichter, läuft in die Augen, tropft von den Nasen. „Was zu trinken“, stöhnt Thomas Hasenfuß, und bekommt sofort von einem Kameraden eine Speziflasche gereicht, aus der er gierig trinkt. „In der Uniform hat es mindestens 50 Grad“, sagt der Schwaigerner, der gerade als einer von zwei Mannen eines Angriffstrupps einen fiktiven Brand erfolgreich gelöscht hat.
Leistungsprüfung für 32 Gruppen der freiwilligen Feuerwehren aus Stadt und Landkreis Heilbronn. Auf dem Vorplatz der Stettenfelshalle in Untergruppenbach sticht die Sonne unerbittlich. Zu der körperlichen Anstrengung bei großer Hitze kommt bei den rund 300 Männern und Frauen, die an zwei Tagen zu Prüfungen für Leistungsabzeichen in Gold, Silber oder Bronze antreten, der emotionale Stress.
Seit Anfang des Jahres trainieren die Gruppen, bestehend aus neun Feuerwehrleuten, in ihren Heimatgemeinden die Aufgaben. Zusätzlich zum normalen Feuerwehrdienst an zwei Abenden die Woche, manchmal auch sonntags. „Da fällt ein Riesendruck von einem ab, wenn man bestanden hat“, sagt Timo Hägele, Kommandant der gastgebenden Feuerwehr Untergruppenbach.
Und die Entscheidungen sind zumeist ganz eng. Um 15 Sekunden verpasst ein Team aus Flein die Prüfung um Silber. Die Enttäuschung steht Gruppenführer Michael Martschat ins Gesicht geschrieben. „Was soll ich sagen?“, meint der 25-Jährige schulterzuckend, „wir haben fast ein Vierteljahr darauf geübt und sind mit einem guten Gefühl hergefahren.“ Beim Probieren hatte die Mannschaft jeweils noch 20 Sekunden Luft. Jetzt winken die Schiedsrichter ab. „Wir trainieren weiter“, gibt Kommandant Michael Scheer als Losung aus, „und bestehen in einer Woche beim Wiederholungstermin.“ Wer es nicht geschafft hat, darf am Freitag erneut in Neckarsulm antreten.
Gemeinschaftssinn Was die Prüfungen den Wehren bringen? „Das Leistungsabzeichen ist ein Indikator des grundsätzlichen Leistungsstands einer Wehr“, so Kreisbrandmeister Uwe Vogel. Auch das Thema Teamgeist spiele eine wichtige Rolle: ,„Das schweißt zusammen“, sagt er, „wenn einer einen Fehler macht, fallen alle durch.“ Dieses Gemeinschaftsgefühl führe dazu, „dass Leute, die die Prüfung früh machen, in der Regel lange bei der Stange bleiben“. Obwohl „sehr viel verlangt wird“, wie Schiedsrichter Günter Lauterwasser von der Feuerwehr in Beilstein erklärt, sind die Zahlen der gemeldeten Gruppen seit Jahren konstant.
Auch Thomas Hasenfuß und Andreas Muth haben noch nicht genug. Zum zweiten Mal an diesem Tag treten sie gegen Mittag an - zur technischen Hilfeleistung. Auch diese Übungen meistern die Schwaigerner mit ihren Kameraden in der vorgegebenen Zeit von maximal 480 Sekunden. Und der Schweiß rinnt.
Bild 1: Wasser marsch: Zwei Männer des Schlauchtrupps - zu erkennen an den gelben Bändern am Helm - sind voller Konzentration bei der Sache.
Bild 2: Was sagt die Uhr? Schiedsrichter Kurt Semen misst die Zeit. (Fotos: Ralf Seide)