Loderndes Feuer, züngelnde Flammen, minutenlange Löschangriffe? Fehlanzeige. Das ist hier schließlich keine Showveranstaltung, betont Martin Kuhmann, Vizekommandant der Eppinger Feuerwehr. Bei der Abnahme der Leistungsabzeichen auf dem Festplatz, an der heuer 31 Wehren aus dem gesamten Landkreis teilnehmen, herrscht gespannte Konzentration. Keine Spur von der lockeren Atmosphäre, die Schauübungen auszeichnet.
Strenge Regeln Jeder Handgriff muss sitzen, jede Meldung verständlich den Adressaten erreichen. Zimmerbrand im ersten Obergeschoss, droht aufs Dachgeschoss überzugreifen, ruft Jessica Fath von der Möckmühler Truppe, während ihre Kameraden längst Gerätschaften aus dem Einsatzwagen holen, Schläuche ausrollen, den Hydranten anschließen, die Leiter herbeischaffen, um eine bedrohte Person zu retten. Kurt Semen nickt wohlwollend. Korrekte Lagebeschreibung.
Der Schiedsrichter-Obmann und seine uniformierten Kollegen haben das Treiben auf dem Test-Parcours genau im Blick. Kein Fehler entgeht ihnen. Wenn ein Wehrmann die Holme der Leiter packt, statt sicher von Sprosse zu Sprosse zu klettern: Punktabzug. Wenn die farbigen Plastikscheiben, die das Feuer simulieren, nicht vorschriftsgemäß im Wasserstrahl umfallen, gibt auch das einen Vermerk auf dem Minuskonto. Bis zum Ende des Prüfungswochenendes werden fünf Gruppen durchgefallen sein. Wir können hier nichts verschenken, hält sich Semen streng an die Leistungsvorgaben, das würden die im Publikum auch sofort merken. Die vielen Zaungäste auf dem Festplatz sind meist selbst Feuerwehrleute. Richard Völker aus Brackenheim nimmt die örtlichen Gegebenheiten unter die Lupe. Er und seine Kameraden sind erst morgen dran und greifen nach dem silbernen Abzeichen. Das klappt schon, ist er zuversichtlich, obwohl: 260 Sekunden, das ist schon knapp. So lange haben die Neun-Mann-Teams Zeit vom Einsatzbefehl bis zum Umpusten der ersten Zieltafel per Wasserkaskade.
Lange Vorbereitung Im Minutentakt spielen die Teams das immergleiche Szenario durch. Wer das Abzeichen in Gold oder Silber anstrebt, muss den Einsatz mit Atemschutzmasken absolvieren, zusätzlich eine technische Hilfeleistung nach einem fiktiven Autounfall meistern oder einen theoretischen Test ablegen. Die Prüfung, freut sich der Eppinger Martin Kuhmann, ist noch zehnmal besser geworden, seit sich die Leistungsbeschreibungen geändert haben. Das ist jetzt alles realistischer, einsatzbezogener.
Und es ist alles andere als leicht. Etwa vier Monate lang trainieren die Gruppen mehrmals die Woche. Die Vorbereitung, weiß Uwe Vogel, ist sehr zeitintensiv. Umso mehr freut sich der Kreisbrandmeister, dass die Zahl der Gruppen bei den Prüfungen konstant hoch bleibt. Ideal wäre natürlich, wenn jeder Feuerwehrmann ein Leistungsabzeichen hätte, aber man kann niemanden zwingen. Die Elsenzer Wehrleute muss keiner zwingen. Die Eppinger Stadtteilwehr holt eines von drei Goldabzeichen. Dabei vertraute der Elsenzer Gruppenführer Ingo Klein ganz auf die gute Vorbereitung. Wenn man das oft genug gemacht hat, hält sich die Nervosität in Grenzen.
Bild: Wasser marsch! Anders als bei den Schauübungen zielen die Wehrleute bei der Leistungsprüfung nicht auf Flammen, sondern auf Kunststoffscheiben (Foto: Alexander Hettich, HSt)