Wir müssen doch unsere Männer unterstützen\", sagt Martina Hiller (48) aus Langenbrettach und hält ihren Regenschirm fest in der Hand. Sie steht zusammen mit Ivonne Sickler (39) und deren Tochter Sabrina (12) am Rand der Hauptstraße und wartet gespannt auf die Feuerwehrmänner. Zahlreiche Freunde, Verwandte und Besucher kamen am Sonntagnachmittag, um das 150-jährige Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr Neuenstadt zu feiern.
Umzug Rund 500 Feuerwehrleute aus dem Heilbronner Landkreis und aus Hohenlohe sind an dem Marsch beteiligt. Auch Guggenmusiker, Landfrauen und Umzugsbegeisterte spazieren von der Hofgartenstraße über den Lindenplatz zur Dreschhalle auf dem Festplatz. Manche Feuerwehrleute kommen sogar noch von weiter her. Etwa 50 ehrenamtliche Lebensretter aus den namensverwandten Städten wie Neustadt an der Aisch, Titisee-Neustadt und Waiblingen-Neustadt laufen eifrig mit.
Bei der Freiwilligen Feuerwehr Mitglied zu sein, bedeutet Gemeinschaftssinn zu haben. \"Einer für alle und alle für einen\", lautet ein typisches Motto der Feuerwehr. Denn neben den klassischen Brandlöscharbeiten helfen die 121 Frauen und Männer auch dabei, Verletzte und in Not Geratene zu retten.
Feuerwehrmann und stellvertretender Kommandant Klaus Gussmann (51) erinnert sich besonders gut an einen Einsatz. Die Feuerwehr wurde gerufen, um die Polizei bei der Suche nach einer vermissten Frau zu unterstützen. Sie suchte alles ab, doch die Frau blieb verschwunden.
Gussmann erzählt: \"Wir hatten die Suche schon fast aufgegeben.\" Nach langen Stunden fand die Feuerwehr die ältere Dame schließlich allein und bei strömenden Regen auf einem Acker sitzend. \"Wir konnten ihr helfen\", sagt Klaus Gussmann, \"das hat mich sehr glücklich gemacht.\" Ohne die ehrenamtliche Hilfe der Feuerwehr seien manche Rettungsaktionen nur begrenzt möglich. Heute sitzen im Festzelt Bürgermeister Norbert Heuser, Kreisbrandmeister Uwe Vogel und Feuerwehrkommandant Hartmut Schaffroth zusammen. Sie sind sich einig, hervorragende Teams in den Abteilungen Neuenstadt, Cleversulzbach und Stein zu haben. \"Das gibt mir ein beruhigendes Gefühl\", lobt der Bürgermeister das selbstlose Engagement der Mitglieder.
Mit nur zwei Frauen in der Einsatzabteilung ist der Frauenanteil in der Feuerwehr Neuenstadt allerdings noch ausbaufähig. Julia Schaffroth (21) ist eine von ihnen. Von klein auf begleitet sie ihren Vater Hartmut Schaffroth zum Dienst. \"Wir haben eine tolle Gemeinschaft\", sagt die Lehramtsstudentin, die der Freiwilligen Feuerwehr aus Überzeugung beigetreten ist. Anderen Mädchen und Frauen möchte sie Mut machen, die Arbeit näher kennenzulernen. \"Jeder macht das, was er am besten kann.\"
Ausstellung Trotz Dauerregens zieht es viele Besucher zum Festplatz. Mit Regenschirmen ausgestattet, begutachten sie die ausgestellten Fahrzeuge. Löschfahrzeuge und diverse Hilfsgeräte aus der Vergangenheit werden gezeigt. Interessierte haben die Möglichkeit, noch mehr über die Freiwillige Feuerwehr zu erfahren.
Im Museum im Schafstall Neuenstadt gibt es bis zum 11. September immer sonntags von 11 bis 17 Uhr, eine kostenlose Sonderausstellung der Freiwilligen Feuerwehr. Sie gibt Einblicke über den Alltag der Feuerwehrmänner früher und zeigt historische Dokumente sowie Fotos und Uniformen der vergangenen 150 Jahre.
Bild: Die Feuerwehr Neuenstadt beim Umzug auf der Hauptstraße. Viele Rettungsaktionen wären ohne das Engagement der Mitglieder nur begrenzt möglich. (Foto: Maria Sanders)