Es soll ein Fest werden, wie es Horkheim lange nicht gesehen hat: Die Freiwillige Feuerwehr des Stadtteils wird 125 Jahre alt. Zur Feier dieses Geburtstags zieht am 2. Mai ein großer Festumzug durch den Ort. Über die Geschichte der Horkheimer Feuerwehr und Details der Jubiläumstage sprach Franziska Feinäugle mit Kommandant Eberhard Jochim und dem Horkheimer Feuerwehrmann Hellmuth Kling.
In einer Zeit, in der viele Menschen zur Arbeit pendeln und gar nicht spontan alarmiert werden könnten − sind Freiwillige Feuerwehren da überhaupt noch realistisch?
Hellmuth Kling: In Horkheim ja. Hier sind wir tagesalarmsicher, da wir viele Haupterwerbslandwirte bei der Feuerwehr haben. Dazu gehören der Kommandant Fritz Wormser selbst, Thomas Wertsch, Gerhard Walter, auch der Gärtnermeister und Stadtrat Gerhard Happold. Bisher konnten die Horkheimer bei jedem Alarm mit einer neunköpfigen Löschgruppe ausrücken. Eberhard Jochim: Es gibt wenige Gemeinden, die das heute noch einhalten können. Mit Horkheim klappt das sogenannte Rendezvous-System immer: Von der Berufsfeuerwehr fährt ein kompletter Zug, und von Horkheim ist verlässlich die Ergänzung da.
Wie fing vor 125 Jahren alles an?
Kling: Damals hatte Horkheim 584 Einwohner, 100 von ihnen waren bei der Feuerwehr. Aus jedem Haus einer. Der Schmiedemeister schöpfte das Wasser aus dem Brunnen, der Geselle war der, der es ins Feuer warf: Sie waren die Hitze am meisten gewohnt. Alle anderen bildeten die Eimerkette. Jochim: Wenn es damals gebrannt hat, war das oft das Aus für etliche Häuser oder den ganzen Ort. Kling: Es ging um das Hab und Gut von allen. Die Feuerwehr war quasi die erste Bürgerinitiative.
Heute sind nur noch vergleichsweise wenige bei der Feuerwehr.
Kling: Sie hatte damals nicht nur wegen der Kameradschaft so viele Mitglieder: Es bestand auch der Zwang, anderen zu helfen. Man war nicht gut beraten, im Bett liegen zu bleiben, wenn es nachts bei jemandem brannte. Und, natürlich: Horkheim mit seinen 4050 Einwohnern könnte auch heute ein paar Feuerwehrleute mehr brauchen. Jochim: Die Feuerwehr ist technisch so gewachsen, dass man mit weniger Personal auskommt. Trotzdem wollen wir am Festwochenende auch Nachwuchs werben.
Wie wird der große Festumzug am 2. Mai aussehen?
Kling: Der ganze Ort wird mit uns feiern. Alle basteln schon an ihren Festwagen: Schule, Kleintierzüchter, Turner, insgesamt 18 Gruppen laufen mit. Um 13.35 Uhr geht es los, 840 Meter die Hohenloher Straße entlang bis zum Feuerwehrhaus.
Bild: Historisch: Die Horkheimer Feuerwehr beim Heimatfest 1957. Auf dem Kutschbock der Handdruckspritze sitzen Otto Reisig und Wilhelm von Olnhausen.Foto: Feuerwehr