So schnell konnten die Neuenstädter und Möckmühler gar nicht schauen: Der Landrat des Landkreises Heilbronn am Steuer eines italienischen Sportwagens. Die aufgewirbelten Wolken ließen keinen Zweifel: Klaus Czernuska machte sich aus dem Staub.
„Einfach mal spontan wohin fahren“. Davon hatte Klaus Czernuska zuletzt häufiger gesprochen. Seine Familie dachte dabei an einen Ausflug mit ihrem VW-Bus. Nach Recherchen der Heilbronner Stimme war das Fluchtauto jedoch ein orangefarbener Lamborghini Gallardo.
Mit ihm soll der als besonnen geltende mehrfache Vater und Großvater mit dem Satz „Gerade ausfahren kann jeder“ abrupt die Autobahn verlassen haben und über die kurvigen Straßen des Kocher- und Jagsttales gebraust sein. Unklar ist, wie schnell er dabei unterwegs war. Unbestätigten Informationen zu Folge soll der Gallardo auf der Autobahn Spitzengeschwindigkeiten bis 300 Stundenkilometer erreichen.
Im nahe gelegenen Hardthausen meinte Bürgermeister-Sprecher Harry Brunnet nachdenklich: „Wir waren alle überrascht, dass er nicht mehr für eine Wiederwahl zur Verfügung stand.“ Er dementierte, dass die Kommunen prüfen lassen, ob der Wagen ohne Kreistagsbeschluss angeschafft wurde.
An der Kreisgrenze wurden Hohenloher Angler von dem röhrenden Motoren-Geräusch aufgeschreckt. Sie berichteten, der groß gewachsene Fahrer „mit Stoppelhaaren und badischem Dialekt“, den sie in der flachen Flunder nicht vermutet hätten, habe auf ihre Vorhaltung der Ruhestörung mit glänzenden Augen gesagt: „Wie früher beim Fiat 500, wenn der Auspuff kaputt war“.
Da er behauptet habe, er sei Landrat, alarmierten sie das Künzelsauer Landratsamt. Wegen der vagen Beschreibung habe Landrat Helmut M. Jahn gefragt, ob der Mann ein Bundesverdienstkreuz getragen habe. Nach ihrem „Nadierlich net“ habe Jahn sie beruhigt: „Awwer nimme lang.“
Foto: Klaus Czernuska hat sich mit einem Lamborghini auf und davon gemacht. Das Beweisfoto zeigt ihn mit dem Sportwagen vor dem Landratsamt Heilbronn.