Der Verwaltungschef war leicht angesäuert: Bei der Hauptversammlung der Neckarwestheimer Feuerwehr kritisierte Bürgermeister Mario Dürr die von Kreisbrandmeister Uwe Vogel geplante veränderte Alarm- und Ausrückeordnung (AAO) der Wehren im Landkreis. Das Verhalten gegenüber Neckarwestheim nannte er "schlicht unverschämt".
Warum die Verärgerung? Dürr hegt den Verdacht, dass mit der künftigen Alarm- und Ausrückeordnung der Wehren im Landkreis darauf hingearbeitet werde, eine Umstrukturierung der Wehren zugunsten von Großwehren in die Wege zu leiten. Die kleine Wehr Neckarwestheim bliebe damit auf der Strecke.
Erbost Dürr stört sich zudem daran, dass über die AAO gegenwärtig noch diskutiert werde. Vogel hingegen behaupte öffentlich, die neue Regelung sei bereits von allen Beteiligten akzeptiert worden. Und das, obwohl er die Bedenken Neckarwestheims kenne. Besonders habe ihn die Behauptung des Kreisbrandmeisters erbost, über die AAO für Neckarwestheim entscheide der Feuerwehrchef des Kreises. Mario Dürr: "Die Gemeinde Neckarwestheim entscheidet darüber und sonst niemand."
Der anwesende stellvertretende Kreisbrandmeister Heiner Schiefer aus Lauffen erklärte, die neue AAO solle im Oktober dieses Jahres mit der Inbetriebnahme der integrierten Leitstelle von Feuerwehr und Rettungskräften in Heilbronn in Kraft treten. Sie solle gewährleisten, dass allen Bürgern im Landkreis die gleiche Hilfe zuteil werden könne. Dabei sollten bis zur Gefahrenstufe zwei auch kleine Wehren ihre Einsätze selbstständig abarbeiten. Aber andere Wehren würden gleichzeitig mit alarmiert, damit auf jeden Fall Hilfe zur Verfügung stehe.
Vor den Kameraden berichtete Kommandant Martin Gross von einigen unspektakulären Einsätzen im vergangenen Jahr. Einen heiklen Einsatz hatte es im März gegeben. Damals drohte ein Mann, sich von einem 30-Meter-Kran auf der Baustelle der neuen Reblandhalle in die Tiefe zu stürzen. Der Lebensmüde konnte aber schließlich dazu überredet werden, sein Vorhaben aufzugeben. 20 Wehrleute aus Neckarwestheim, zehn aus Lauffen und fünf aus Heilbronn waren zwei Stunden im Einsatz.
Bauchschmerzen bereitet dem Feuerwehr-Leiter die Tagesverfügbarkeit der gegenwärtig 41 Wehrangehörigen. Die zehn Kräfte, die am Ort sind, wären nicht ausreichend, sowohl das Tanklösch- und das Löschgruppenfahrzeug zu bemannen. Dafür würden im Ort 15 Wehrleute benötigt.
Um fünf hat sich die Zahl der Mitglieder der Jugendfeuerwehr im letzten Jahr vermindert, berichtete Jugendwart Jochen Rieker. Drei Zugängen standen acht Abgänge gegenüber. Gegenwärtig gehören der Nachwuchstruppe 15 Mitglieder an, darunter ein Mädchen. Sie werden von sieben Jugendgruppenleitern betreut und sowohl in feuerwehrtechnischen Fertigkeiten ausgebildet als auch mit allgemeiner Jugendarbeit beschäftigt.
Ehrung Seit einem Vierteljahrhundert ist Matthias Mäschle nun Mitglied der Feuerwehr. Dafür überreichte ihm der stellvertretende Kreisbrandmeister Heiner Schiefer das Ehrenzeichen der Feuerwehr in Silber. Sechs Floriansjünger wurden zu Hauptfeuerwehrleuten befördert, vier bekamen eine zusätzliche Schwinge auf dem rechten Ärmel als Oberfeuerwehrmänner, einer wurde als Feuerwehrmann in die Truppe aufgenommen. Zum Oberlöschmeister wurde Jochen Rieker ernannt. Der stellvertretende Kommandant Joachim Panzer wurde Oberbrandmeister.
Bild: Heiner Schiefer (links) ehrt Matthias Mäschle mit Silber. Foto: Uwe Mundt