Die Hilfsbereitschaft der baden-württembergischen Polizei und Rettungskräfte für die Überschwemmungsopfer in Ostdeutschland ist sehr groß. Im Innenministerium klingeln nach Angaben des stellvertretenden Abteilungsleiters Fritz Ulrich Maier pausenlos die Telefone. Bereits seit vergangenen Mittwoch gibt es eine Vereinbarung zwischen den Innenministerien in Baden-Württemberg, Bayern und Hessen, die Hilfe gemeinsam zu koordinieren, sagte Maier in einem dpa-Gespräch. Der Freistaat Bayern habe dabei die Federführung übernommen.
"Anfragen nach Hilfskräften oder Material aus den betroffenen Gebieten gehen daher zunächst nach München", sagte Maier. Sein Kollege im dortigen Innenministerium schaue dann, ob er die angeforderte Hilfe aus Bayern auf den Weg bringen könnte, oder in Baden-Württemberg oder Hessen anfragen müsse. Maier glaubt, dass für Sachsen derzeit der Bedarf an Betreuung von Flutopfern am größten ist. "So lange die Pegelstände der Elbe weiter steigen, müssen Menschen aus ihren überfluteten Wohnungen gebracht werden, sie müssen trockene Kleider erhalten und untergebracht werden", sagte Maier.
In Sachsen Anhalt hingegen spiele zur Zeit noch die Deichbefestigung eine Rolle. Hier werde womöglich nach der Lieferung von 60.000 Sandsäcken aus Baden-Württemberg am Donnerstag weiteres Material benötigt. Derzeit lägen jedoch noch keine Anforderungen vor. Auch die Hubschrauber seien noch in ihren Depots.
Wie lange die Hilfe aus dem Südwesten gebraucht werde, ist nach Ansicht von Maier noch nicht abzusehen. "Wir müssen abwarten, bis die Pegelstände von Elbe und Mulde sinken. Erst, wenn das Wasser um zwei bis drei Meter gesunken ist, hat es Sinn, Feuerwehrpumpen zu liefern", sagte Maier.
Die Einsatzkräfte erhielten vor ihrer Abreise einen genauen "Marschbefehl". Damit würden etwa Feuerwehreinsatzkräfte direkt zum Feuerwehrhaus nach Meißen bestellt und vor den dortigen Einsatzkräften in ihre Aufgaben eingewiesen. "Es gibt nichts frustrierenderes für Hilfskräfte, wenn sie vor Ort sind, aber nicht richtig eingesetzt werden können", sagte Maier.
Neben der offiziellen Schiene über München gebe es noch eine "informelle Strecke" für Hilfsangebote. "Vor allem Städte mit Partnerstädten im Osten ergreifen von sich aus die Initiative", schilderte Maier. "Die Hilfsbereitschaft ist sehr groß", sagte der Experte. So könne es sein, dass persönliche Kontakte zwischen Feuerwehrleuten oder Rettungssanitätern genutzt würden, um vor Ort zu helfen. Maier appellierte an die Hilfskräfte, auch persönlich ausgehandelte Angebote an das Innenministerium in Stuttgart weiterzuleiten. "Wir müssen immer wissen, wie groß das Potenzial in Baden-Württemberg ist", sagte er.