Seine Mutter ist kurz nach 6 Uhr bereits in der Frühschicht, als Elias (12) „durch die Hitze“ in seinem Zimmer aufwacht und die hellen Flammen vor dem Fenster sieht. „Mama, es brennt“, teilt der Zwölfjährige seiner Mutter am Telefon kurz mit. Dann zieht er Schuhe, Jacke und Mütze an und eilt bei Minusgraden ins Freie in Sicherheit.
Ein Scheunenbrand hat am Donnerstag Feuerwehr, Polizei, Rettungsdienst und 17 Mieter in einem alten Mehrfamilienhaus in Atem gehalten. Die Scheune aus dem 18. Jahrhundert brannte lichterloh. Flammen schlugen fünf bis sechs Meter über das Scheunendach, berichtet Feuerwehr-Einsatzleiter Kurt Semen. Weil das Feuer auf das Dach des direkt angrenzenden Wohngebäudes übergriff, mussten die 45 Floriansjünger schnell handeln. Eine etwas schwerhörige Frau war noch im Haus. „Durch Klopfen“, berichtet Semen, habe man sie gewarnt, so dass sie sich anziehen und noch rechtzeitig aus dem brennenden Gebäude laufen konnte.
Mit der Drehleiter bekämpfte die Wehr von oben die Flammen. Am Dach des Wohngebäudes deckten die Einsatzkräfte Ziegel ab, um löschen zu können. Ein weiteres Ausbreiten des Feuers konnten sie zwar verhindern. Doch drei von sieben Wohnungen sind unbewohnbar.
Rauchwolken
Drei Stunden nach dem Alarm sind die Flammen gelöscht. Dichter weißer Rauch quillt immer noch aus der Scheune und dem Wohnhausdach. Verkohlte Dachbalken liegen kreuz und quer in der Scheune. Ein von Ruß überzogener alter Traktor ist zu sehen, an dem die dicken Reifen vollständig weggebrannt sind.
Bei einigen Bewohnern sitzt der Schock tief. „Die Wohnung ist voll Wasser. Das Dach ist unten. Ich bin sprachlos“, sagt Read Akim (36). Robert Flih (51) weiß noch nicht, „ob ich zurück kann“. Doch er ist ruhig. „Hauptsache, man ist ganz.“
Auf mindestens 500.000 Euro schätzt die Polizei den Schaden an der Scheune und dem denkmalgeschützten Gebäude von 1777, das einst als Reichsritterschule genutzt wurde. „Gott sei Dank ist kein Mensch verletzt“, sagt Gerhard Huber, dessen Mutter die Scheune gehört. Er ist nebenan aufgewachsen. Was mit der Scheunenruine passiert? „Wir wissen es nicht.“
Notunterkunft
Für Wohnhausinhaber Andreas Friedauer ist es ein Rätsel, wieso das Feuer ausbrach. Die Ursache „ist noch unklar“, sagt Feuerwehrchef Semen. Ein Sachverständiger ist hinzugezogen.
Längst haben die Einsatzkräfte mit dem Ordnungsamt Kontakt aufgenommen. Drei Bewohner werden vorübergehend im Obdachlosenheim untergebracht. Eine fünfköpfige Familie kommt bei Bekannten unter. Einer, der schnell reagierte, war auch Nachbar Roland Schmalz. Er konnte kurz vor Sechs nicht mehr schlafen, sah die Flammen und rief die 110 an. Fünf Minuten später sei die Feuerwehr da gewesen. „Das ist gigantisch schnell gegangen.“
Elias und seine nach Hause geeilte Mutter können gegen 10.30 Uhr wieder in ihre Wohnung. „Ich bin so froh, dass ihm nichts passiert ist“, sagt die Mutter. Kurz bevor sie zur Arbeit ging, hatte sie ihren Sohn in seinem Bett noch einmal zugedeckt.
Bilder: Feuerwehr Bad Friedrichshall