Übermorgen ist es genau ein Jahr her: Am Tag vor Heiligabend 2007 verwandelte ein Feuer die Lager- und Produktionshalle der Kleingartacher Zimmerei Joos in ein rauchendes Trümmerfeld. Es war das wohl größte Brandunglück in der Geschichte des Ortes, gefolgt von der wohl größten Welle der Hilfsbereitschaft. Auch wenn ihm der Wiederaufbau gar nicht schnell genug gehen kann, blickt Firmenchef Christian Joos optimistisch in die Zukunft. Das Ungemach hatte auch eine lehrreiche Seite: „Ich weiß jetzt, auf wen ich mich verlassen kann“, sagt der 29-Jährige, „und das sind doch relativ viele.“
Halle nimmt Gestalt an Dachstühle in Position zu hieven gehört zu den ureigenen Aufgaben der Zimmerleute. Wenn es sich um das Dach des eigenen Unternehmens handelt, umso besser. In luftiger Höhe klettern Chef Joos und seine Mitarbeiter Sascha Hampp und Martin Mütsch durchs Gebälk, das sich über dem Gewerbegebiet Gemminger Feld erhebt. Sie schrauben hier, vermessen dort, begutachten alles mit prüfenden Blicken. Wer vor einem halben Jahr kam, traf auf eine entschlossene, aber auch nachdenkliche Truppe. Jetzt ist die Stimmung gelöst, das Gröbste scheint überstanden. „Das gab noch einmal einen Motivationsschub“, blickt Joos zufrieden auf das Skelett des Gebäudes, auch wenn er gerne noch mehr aufs Tempo gedrückt hätte: „Wir wollten eigentlich schneller sein.“ Doch eine statische Prüfung verzögerte den Wiederaufbau. Im Sommer waren die Auftragsbücher so voll, dass wenig Zeit blieb. Mitte 2009 soll die Halle wieder so sein wie vorher, bevor das Feuer wütete und einen Schaden von rund einer Million Euro anrichtete. Die Ursache wurde zu Joos' Bedauern nie geklärt, die Ermittlungen sind eingestellt. „Ich hätte es schon gerne gewusst.“ Was er genau weiß: Bald ist die Zeit der Provisorien vorbei. Wichtige Maschinen sind in einem kleinen, überdachten Anbau aufgestellt. Viel Montagearbeit muss die Zimmerer-Truppe aber bei Wind und Wetter draußen erledigen. Spannungen bleiben nicht aus. „Das hat an den Nerven gezerrt“, weiß Joos, der 15 Mitarbeiter beschäftigt. So viele wie vor dem Unglück.
Unterstützung Einen Brand-Bonus gab es nie. Das Geschäft lief weiter, Termine mussten eingehalten werden. Überwältigend war für den Unternehmer die Hilfsbereitschaft: Benachbarte Firmen stellten Lagerraum zur Verfügung, verliehen Material oder halfen auf andere Weise. Die Kleingartacher starteteten Benefizaktionen, sammelten mehrere Tausend Euro. „Das war schon gigantisch“, denkt Joos an diese beeindruckende Kleingartacher Weihnachtsgeschichte zurück. „Die ideelle Unterstützung war wichtig, aber auch der finanzielle Aspekt.“ Das gespendete Geld will er irgendwann wieder für das Gemeinwohl einsetzen, sobald es möglich ist. Weihnachten 2008 wird für Chef und Belegschaft entspannender werden als das Fest vor einem Jahr. Auch wenn er damals keinesfalls Trübsal unter dem Christbaum blies, wie sich Joos erinnert: „Die ganze Familie hielt zusammen.“ Und ein ganzer Ort.
Bild: Sascha Hampp, Martin Mütsch und Christian Joos im Dachgebälk der Firmenhalle. Bis Mitte 2009 soll sie fertig sein. (Foto: Alexander Hettich)