Die Uniformen der Feuerwehren im Land stehen nicht gerade im Ruf, modisch der letzte Schrei zu sein. Das wird sich jetzt bald ändern. Denn Ende Oktober will das Stuttgarter Innenministerium einen Knopf an die Verwaltungsvorschriften machen. Damit schlägt die Feuerwehr im Land ein neues Kapitel in ihrer Geschichte auf. Das aktuelle Outfit hat in Schnitt und Aussehen schon 60 Jahre auf dem Buckel. „Und genau so sieht sie auch aus“, sagt Markus Widmann, der bei der Heilbronner Feuerwehr für die Beschaffung der Dienstkleidung zuständig ist.
Da es keine auf Feuerwehren spezialisierte Modedesigner gibt und die nächste Kollektion der Retter auch eine Weile gefallen soll, haben die Wehren sich selbst in der Zunft von Versace & Co. ausprobiert ? mit der Unterstützung von Experten. Vor zwei Jahren wurde eine Arbeitsgruppe im Land gebildet. Ihr Ziel: eine Mustergarnitur. Über den aktuellen Stand der Entwürfe informierte die Internetseite der Landesfeuerwehrschule. „Jeder durfte hier per E-Mail seine Vorschläge machen“, sagt Widmann. Und das passierte auch. Viele Köche haben in diesem Fall aber nicht den Brei verdorben. „Die neue Dienstkleidung sieht top aus und ist zeitgemäß“, erklärt Jürgen Vogt, Pressesprecher der Heilbronner Wehr. Selbst der Innenminister Reinhold Gall diente schon als Topmodel und hat die schöne Garderobe bei offiziellen Anlässen dem Praxistest unterzogen. Der Heilbronner Kommandant Eberhard Jochim ist einer der Ersten in der Region, der in die neue Uniform schlüpfte und fühlt sich darin jetzt viel, viel besser angezogen.
Altbacken Die verbesserte Kluft ist längst überfällig. Der Innenminister hat jedenfalls großes Verständnis, dass vor allem junge Feuerwehrangehörige die alte Uniform ihrer Optik wegen schlicht ablehnten. Schließlich wurden die altbacken wirkenden Anzüge auch „in der Schwarz-Weiß-Zeit“ als Einsatzkleidung konzipiert und früher auch beim Brandlöschen getragen, wie Widmann berichtet. Die schwere Schurwolle der Jacke ist darum schwer entflammbar, trägt aber bei repräsentativen Terminen dick auf und hemmt die Bewegungsfreiheit. Die neuen Jacken haben dagegen einen angenehmeren Stoff und einen besseren Schnitt. Die Hemden sind länger und taillierter geschnitten. „Die alten hingen schnell aus dem Hosenbund heraus“, erklärt Widmann. Ein Novum: Frauen bekommen eine eigene Feuerwehrbluse, mit Blicksichtschutz im Brustbereich, ohne Brusttaschen, wie sie die Männern tragen.
Zusätzlich zur Ausgehuniform steht nun auch eine landesweit einheitliche Dienstkleidung für den Alltagsgebrauch zur Verfügung. Die neuen Cargohosen mit aufgesetzter Seitentasche im Oberschenkelbereich seien sehr beliebt, berichtet Vogt. Auch der Blouson, Wetterschutzjacke und Polo-Shirt sind nun in Baden-Württemberg genormt und vorgeschrieben.
Auch das war ein Ziel der neuen Kleiderordnung: der einheitliche Auftritt. Denn im Land hat sich über Jahre hinweg ein gewisser Wildwuchs mit teilweise richtigen Fantasieuniformen breit gemacht. Viele Kommunen kleideten ihre Feuerwehrleute mangels verbindlicher Vorgaben nach ihrem Gusto ein. So entstand ein bunter Flickenteppich. „Was man da beim Landesfeuerwehrtag zu sehen bekommen hat, das war teilweise abenteuerlich“, sagt Jürgen Vogt.
Chaos Der Anarchismus machte bei den Kleidern nicht Halt, sondern führte auch bei den Dienstgradabzeichen und Signets zum Durcheinander. Fast wie im Fasching: Das optische Chaos uferte aus, die Feuerwehrspitze hatte Angst, dass die Erkennbarkeit der Feuerwehrkleidung dauerhaft verloren geht. Damit ist Schluss. Parallel zu den Kleidern setzt das Innenministerium nun auch Standards beim Signet: Die geschwungene Flamme soll künftig auf Uniform, Dienstausweis, Briefbögen, Feuerwehrautos und Verkehrsschildern stehen. Und zwar auf allen in Baden-Württemberg.