Bei Feuerwehrfesten geht es meist gemütlich zu. Man sitzt beieinander, pflegt die Gemeinschaft und feiert mit Menschen, die einem im Ernstfall blitzschnell zu Hilfe eilen. Neulich beim Feuerwehrfest in Oberstenfeld ist Brigitte Schober-Schmutz allerdings ein unangenehmer Gedanke durch den Kopf geschossen. Beim Anblick der neuen Großbottwarer Drehleiter war der Leiterin des Hauses der Kinderkirche im Beilsteiner Schloss augenblicklich klar: „Die passt doch nie durch unser Tor durch.“
In der Tat wäre das Fahrzeug viel zu wuchtig, um unter dem Torbogen hindurch in den Innenhof des schmucken Anwesens zu gelangen. Im Brandfall, so die Befürchtung von Brigitte Schober Schmutz, wäre womöglich eine Rettung von Menschen aus Gebäuden des Innenhofs mit der Drehleiter gar nicht möglich. Ein untragbarer Zustand für das Gästehaus mit seinen 30 Betten.
Schnelle Reaktion Flugs schrieb Schober Schmutz eine E-Mail an den Beilsteiner Kommandanten Bernd Kircher, und der beraumte ebenso zügig eine Übung ein. Mit der tragbaren Leiter probten sich die Beilsteiner Wehrleute jetzt diesen Ernstfall.
Der hätte es durchaus in sich. Denn es wurde zwar erst im vergangenen Jahr ein 90 mal 90 Zentimeter großes Dachflächenfenster im Dach des Haupthauses eingebaut, durch das Menschen im Ernstfall fliehen, aber auch Feuerwehrleute in voller Montur einsteigen können. Doch von diesem Dachflächenfenster führten nur drei Stufen weg − bevor es etliche Meter in die Tiefe geht.
Genau dort lehnten die Beilsteiner Wehrleute die lange Leiter an und übten die dafür notwendigen Handgriffe. Doch Hausleiterin Schober-Schmutz wollte mehr − obwohl sie genau davor mächtig Bammel hatte: selbst diesen luftigen Rettungsweg ausprobieren. Kommandant Kircher empfahl ihr, die Leiter sicherheitshalber erst einmal vom Boden aus in Richtung Fenster zu erklimmen. „Ich bin da ziemlich zügig hoch. Wir hatten ja früher Apfelbäume“, berichtet die Hausleiterin. Und dann machte sie sich tapfer an den Abstieg − gesichert mit einem Seil der Wehrleute. „Ich habe mich richtig sicher gefühlt“, sagt Schober-Schmutz, wenn sie daran zurückdenkt. Erst recht, als sie, wenige Sprossen über dem Boden, dazu aufgefordert wurde, sich fallen zu lassen. „Das war klasse, die Wehrmänner haben mich halten können. Und ich bin ja ein schwereres Kaliber.“ Beruhigend ist das für sie besonders wegen der in der Einrichtung besonders häufigen Gäste: „Das heißt, wenn ein Kind da runter muss, kann nichts passieren. Diese Angst habe ich jetzt nicht mehr.“
Bild: Mutiger Selbstversuch: Brigitte Schober-Schmutz beim Abstieg. (Foto: privat)