Es war Zufall. Wirklich. Kein Außenstehender hatte das Gebäude vor der Einweihung betreten dürfen. Nicht einmal die Frauen der Erbauer. Und doch: Das gelbe Poloshirt von Bürgermeister Ulrich Stammer hatte haargenau denselben Farbton wie der Innenraum des neuen Bauwerks: der „Florianshütte“ der Freiwilligen Feuerwehr Möckmühl.
Errichtet wurde sie komplett in Eigenleistung. 52 der 57 Mitglieder waren am Bau beteiligt. „Es zeigt, dass alle an einem Strickle ziehen“, freut sich Kommandant Uwe Thoma. Eigentlich war eine einfache Holzpergola angedacht. „Glücklicherweise kam beim Bauen einmal ein Sturmtag.“ Mit Wind und Regen zog auch die Erkenntnis durchs offene Holzgestell: „Wenn wir uns schon schinden, dann machen wir was Richtiges.“
Heraus kam ein stattliches Häuschen. 68 Quadratmeter Nutzfläche, dreimal so groß wie der alte Aufenthaltsraum. „Vor allem ist es ein anderes Ambiente.“ Uwe Thoma ist stolz auf das Ergebnis. Und auf seine Truppe. Michael Fritz, „der alleine fast zehn Prozent der Arbeit geleistet hat“, Hans-Jörg Stammer und Uwe Zipperlein taten sich besonders hervor.
Stadt nicht belästigt Insgesamt stecken 1565 Arbeitsstunden in dem Bau. Deren geschätzter Wert beträgt rund 55 000 Euro. Die Stadt Möckmühl war mit lediglich 1800 Euro dabei. „Wir sind gut ausgestattet. Mit der Hütte wollten wir die Stadt nicht belästigen.“ Also alles in Eigenregie. Vom Boden bis zum Dach. Auf dem Giebel thront ein Feuerwehrmännchen aus Ton. Ein Einzelstück, handgefertigt.
Innen: Küchenzeile mit Geschirrspülmaschine, Kühlschrank, Infrarot-Heizkörper. Eine angenehme Atmosphäre. Im alten Aufenthaltsraum „ist man gehockt wie auf der Hühnerstange“. Mit der neuen Hütte kann das Feuerwehrgelände ganz anders genutzt werden. Intensiver. „Es sind völlig neue Dimensionen.“
Kameradschaftspflege heißt das Stichwort. Das Zusammensitzen nach den Übungen, den Einsätzen. 70 bis 80 Mal im Jahr muss ausgerückt werden. „70 Prozent davon sind technische Hilfe.“ Auf Deutsch: Autounfälle. 30 Autobahnkilometer hat die Stützpunktfeuerwehr Möckmühl zu betreuen. Die Bilanz 2006 ist „positiv“. „Nur“ zwei Tote. Vor drei Jahren waren es noch sechs. Das, was man an den Unfallstellen sieht, muss verarbeitet werden. „Viele verdrängen es, aber wir sprechen darüber.“
Franz Stadtmüller ist seit 43 Jahren bei der Feuerwehr. Vieles hat er erlebt. Am schlimmsten ist das Bergen von Leichen. „Einmal waren zwei Leute so verbrannt, die haben in eine Apfelkiste gepasst.“ Wie geht man mit solchen Erlebnissen um? „Man darf es nicht in sich hineinfressen, muss darüber schwätzen.“
Kameradschaft Genau dafür ist die neue Hütte da. „Sie trägt zur Kameradschaft bei.“ Deshalb hat auch er mitgeholfen. 99 Arbeitsstunden leistete der 72-Jährige ab. Betonieren, Mauern, Streichen, Verputzen. Wird denn nach all der Arbeit die heutige Einweihung noch ordentlich gefeiert? „Ja sicher.“ Schelmisches Grinsen. „Früher war ich bei so was ja immer einer der letzten.“
Bild: Feuerwehrkommandant Uwe Thoma schneidet statt eines Bandes Löschschläuche mit einer hydraulischen Schere durch. (Foto: David Binnig)