Es kann nur so gewesen sein: Die Talheimer und speziell die Feuerwehrmänner und - frauen haben ihre Teller immer brav leer gegessen und „die Socken immer schön hoch gezogen“, wie Bürgermeister Rainer Gräßle vermutete. Anders war das Traumwetter während ihres dreitägigen Jubelfestes am vergangenen Wochenende zur Einweihung des neuen Feuerwehrhauses nicht zu erklären. Kein Wölkchen trübte das Wochenende, entsprechend riesig war der Andrang derer, die das elegante Gebäude in Augenschein nehmen wollten.
Nach dem offiziellen Festakt mit 400 geladenen Gästen am Freitagabend (wir berichteten) fluteten am Samstag und Sonntag Menschenmassen das Gelände an der Horkheimer Straße. Neugierig, was da in arbeitsintensiven 18 Monaten entstanden ist und wofür die Kommune annähernd vier Millionen Euro ausgegeben hat.
Am Samstagabend sorgten die Cherries für allerbeste Open-Air- Konzertstimmung. Fahrzeughalle und Hof waren proppenvoll, die Stimmung super. „Ein richtiges Dorffest“, schwärmte Bürgermeister Rainer Gräßle angesichts der fröhlich feiernden Menschen. Am Sonntag segnete der katholische Pfarrer Michael Donnerbauer das Haus nach einem ökumenischen Gottesdienst. Anschließend spielte der Musikverein Talheim, der Ochs am Spieß drehte sich, der Bürgermeister, andere Verwaltungs- und Feuerwehrangehörige führten durch das Gebäude, Gemeinderäte zapften Bier.
Gute Investition Hin und wieder fiel zwar das Wort „Luxus“, doch die allermeisten waren sich einig, dass jeder Cent in den Feuerwehr-Campus gut investiert ist. „Es ist eben ein modernes Haus, in das alle technischen Neuerungen eingebaut wurden“, sagte Tobias Schönfelder von der Abstatter Feuerwehr. Er genoss mit seinem Kollegen Philipp Eisenmann auf der Terrasse im Obergeschoss den Ausblick ins Neckartal, hinüber nach Lauffen. So eine Terrasse hätten sie auch gern gehabt, aber ihr Feuerwehrhaus ist mittlerweile schon zehn Jahre alt. „Es ist auch schön, keine Frage“, bekräftigten sie. Sie haben einen Grillplatz, der allerdings ohne Verbindung zum Gebäude ist. „Das Kameradschaftliche ist hier in Talheim super gelöst“, lobte Schönfelder. Drauf werde heute viel mehr Wert gelegt als früher.
Dieter Uhler, Kämmerer der Gemeinde und selbst Feuerwehrmann in Ittlingen, bestätigte: „Lange bestand eine Feuerwehr aus Männern, ein paar Autos und Schläuchen.“ Heute sei es ein Hightech-Betrieb mit lauter Spezialisten, die ehrenamtlich zum Wohle der Bevölkerung tätig sind. Der Neubau ist Ausdruck ihrer Wertschätzung.
Beim Festakt hatte Bürgermeister Gräßle mitgeteilt, dass verschiedene Gewerke günstiger abgerechnet werden können, so dass der Bewilligungsrahmen von 3,85 Millionen Euro wahrscheinlich nur sehr geringfügig überschritten werde. Das liegt auch daran, dass die Feuerwehrangehörigen viel selbst Hand angelegt haben. So ist die gesamte Außenbepflanzung, unter anderem mit 60 Spalierobstbäumen, in Eigenleistung entstanden. Auch die gesamte Endreinigung haben sie übernommen.
Der dreijährige Max aus Horkheim suchte auf dem Arm seiner Mutter Jasmin Dröge „die Stange“. Die kennt er aus der Heilbronner Feuerwehrwache. „Wir brauchen hier keine“, erklärte ihm Dieter Uhler. „Die Feuerwehrmänner kommen bei uns von zu Hause oder von der Arbeit, wenn es einen Alarm gibt.“ Der Aufstieg auf den Übungsturm und eine Hüpfburg entschädigten den Steppke dann aber für die fehlende Stange.
So wie die Talheimer Feuerwehrleute im Vorfeld der Bauarbeiten Häuser in Bönnigheim, Abstatt, Obersulm, Kirchardt und Obertürkheim angeschaut haben, so nutzen den Tag der offenen Tür Wehren aus anderen Orten zum Spickeln. Wer Ähnliches vorhat, nutzt die Erfahrungen der Talheimer. Eberhard Göttle, Fleiner Gemeinderat, war froh, dass „unser Feuerwehrhaus erst 30 Jahre alt ist“. Ein Neubau stünde zum Glück noch nicht an.
Bild: Viele hundert Menschen strömten am Tag der offenen Tür zum neuen Feuerwehrhaus in Talheim. Foto: Barbara Barth