Die Feuerwehr Bad Friedrichshall hat sogar einen Überschlagsimulator des ADAC für ihr Info-Eck auf dem Kaufland-Parkplatz organisiert. „Das spricht die Leute an, so kommen wir ins Gespräch“, sagt Kommandant Marcel Vogt.
In Beilstein interessiert sich Rainer Simm für Spreizer und Rettungsschere: „Wie viel Kraft hat denn so ein Ding?“ Mit 600 bar werde der Spreizer betrieben, antwortet Maximilian Pfizenmayer. Teilweise entstehe ein Druck von acht bis neun Tonnen. Als Rainer Simm die Geräte selbst einmal probieren darf, schneidet und presst er Bleche und Dosen scheinbar mit Leichtigkeit. Trotzdem findet er: „Das ist ganz schön schwer.“ Kommandant Bernd Kircher wiegelt ab: „Da gibt es Tricks. Wenn man einmal angesetzt hat, braucht man keine Kraft mehr.“
Zielgruppe
Leider ist dieser interessierte Mann mit seinen 64 Jahren außerhalb der Zielgruppe. Andere sind noch zu jung, so wie Felix Nilles aus Obersulm-Willsbach. Immerhin ist der Vierjährige überzeugt, dass er einmal zur Feuerwehr will. Für viele Frauen kommt das noch immer nicht infrage. Auch Zuwanderer sind teils schwer zu erreichen. „Da sind viele schon bass erstaunt, dass das bei uns alles ehrenamtlich läuft“, sagt Landesinnenminister Reinhold Gall, als Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbands ein Initiator der Aktion. Aufklärungsarbeit gebe es deshalb zu betreiben - nach außen, aber auch nach innen: Bei Feuerwehrfesten habe er schon beobachtet, wie junge Muslime nichts gegessen haben. „Aber wenn ich nur Schnitzel und Bratwürste anbiete, ist das ja klar. Da müssen auch wir umdenken“, sagt Gall.
Eine zentrale Botschaft an diesem Tag: Es ist nicht selbstverständlich, dass man die 112 wählt, und zehn Minuten später ist die Feuerwehr da. Wie das funktioniert, müsse den Leuten gesagt werden, meint Gall. „Viele denken inzwischen, dass es in jeder größeren Stadt eine Berufsfeuerwehr gibt.“
Ein Loch in die Altersstruktur hat zuletzt der Wegfall der Wehrpflicht gerissen. Wer sich für zehn, später acht oder sechs Jahre bei der Feuerwehr verpflichtete, musste nicht zum Bund. Viele dieser jungen Männer seien dann aber geblieben. „Die fehlen jetzt“, sagt Gall. Martin Kuhmann, Eppinger Kommandant und Galls Stellvertreter im Verband, ergänzt: „An diese Altersgruppe müssen wir wieder rankommen. Man kann schließlich nicht nur dann bei der Feuerwehr mitmachen, indem man mit 15 bei der Jugendfeuerwehr anfängt. Wir brauchen auch die Quereinsteiger.“ Junge Leute über 20, 25 müssten die Perspektiven erkennen, die die Feuerwehr bietet. „Auch jemand mit EDV-Kenntnissen findet bei uns seinen Platz“, sagt der Leingartener André Göbl, der den Tag mitorganisiert hat.
Freude am Tun
Über den Platz in der Hierarchie, die es bei einer Feuerwehr natürlich geben müsse, würden im Übrigen nicht die Dienstjahre entscheiden, sondern Qualifikation und die entsprechenden Führungslehrgänge. Da gebe es immer Lösungen, ist Gall überzeugt. Entscheidend müsse für den einzelnen aber die „Freude am Tun“ sein.
Auch auf dem Parkplatz des Autohauses Schick ins Weinsberg darf die Feuerwehr auf Interessentenfang gehen. Werkstattmeister Burkhard Moser nutzt die Chance und schießt stoßweise mit einem Übungslöscher Wasser in ein Feuer, bis es aus ist. Zehn Jahre war er Feuerwehrmann, dann ist er umgezogen - und inzwischen ist er zu alt, findet er. „Mit 52 geht es ja schon Richtung Senioren.“ Reinhold Gall sieht auch da Veränderungsbedarf: „Wir müssen unseren Leuten die Möglichkeit geben, länger aktiv zu bleiben.“ Wer andererseits privat mehr Zeit braucht, müsse die Chance haben, etwas zurückzustecken.
Wie viele sich überzeugen lassen, wird sich erst in ein paar Wochen herausstellen. Der Weinsberger Kommandant Lajosch Miklosch hat aber kurz nach Mittag schon einige gute Gespräche geführt: „Eine sichere Zusage habe ich schon.“
Freiwillig und stark: In Baden-Württemberg gibt es 1800 hauptamtliche Feuerwehrleute und 110 000 ehrenamtliche. Viel Unterstützung gibt es für sie unter anderem von Arbeitgebern, die ihre Mitarbeiter freistellen - und manchmal sogar auf den Lohnkostenersatz verzichten, auf den sie Anspruch haben. Die Struktur der Freiwilligen Wehren kennt man nur im deutschsprachigen Raum. Sie sei besonders effektiv, wie Reinhold Gall illustriert: „In Frankreich gibt es pro Jahr 5000 Brandtote, in Deutschland 400.“ Aktionstage wie am Wochenende sollen künftig jährlich stattfinden - wenn sie den gewünschten Erfolg bringen.
Foto: Guido Sawatzki