Sie eilen mit Ochsengespannen zur Feuersbrunst, Sklaven ziehen einen Karren mit Löschdecke, Wasserbehältern, Äxten oder Einreißhaken. So einfach waren die Mittel, mit denen die Menschen noch in vorchristlicher Zeit Bränden Herr werden wollten. Welche Entwicklung das Löschwesen von 24 v. Chr. bis 1981 genommen hat, das dokumentiert eine außergewöhnliche Ausstellung im Offenauer Rathaus.
Als Abschluss der Feierlichkeiten zum 125. Geburtstag der örtlichen Feuerwehr hat der Fleiner Peter Bach eigens aus seinem Riesenfundus an kulturhistorischen Zinnfiguren 20 Szenen zur „langen und spannenden Geschichte der Feuerwehr in der Weltgeschichte“ zusammengestellt, wie Dr. Joachim Hennze von den Städtischen Museen Heilbronn bei der Vernissage würdigte.
Als „Aufstellungen“ bezeichnet der leidenschaftliche Sammler Bach die Szenerien, die so lebendig wirken vor dem Hintergrund von Landschaften, vor dörflichen oder urbanen Kulissen mit Bauern- und Bürgerhäusern, Stadtmauern oder Stadttoren. Die Zeit scheint für einen Moment still zu stehen, die Menschen halten inne, damit der Betrachter den Lebensausschnitt vom alten Rom bis zur Neuzeit in allen Details erfassen kann.
Äußerst filigran sind die Figuren in plattem Relief mit einem Standardmaß von 28 Millimetern von der Kopfbedeckung bis zur Fußsohle. Aber da gibt's noch viel kleinere Miniaturen - Kinder, Hunde, Hühner, Gerätezubehör oder Spielzeug. Und auch all diese Winzigkeiten bemalt der Fleiner realitätsgetreu. „Gucken Sie in die Gesichter der Figuren: Es ist fast unmöglich, ein Auge zu platzieren“, drückt Bürgermeister Michael Folk seine Bewunderung aus. Unmöglich ist für Bach nichts, der eigentlich Sammler-Experte auf dem Gebiet Bier und Getränke ist. Mit feinstem Pinsel, Lupe und Brille verleiht er den Zinn-Miniaturen sogar eine Mimik.
Die Dramatik eines Brandes wollte der Fleiner anlässlich des freudigen Jubiläums-Ereignisses in Offenau nicht inszenieren, sondern die Schokoladenseite des Feuerwehrwesens zeigen. Ob Wachkohorten, Spritzenleute, Bürgerwehren oder die heute organisierte, disziplinierte Feuerwehr - sie alle übten nur, meint Bach, mit pneumatischer Schiebeleiter, Handdruckspritzen, Dampfspritzen oder den modernen Drehleitern und Löschfahrzeugen. So kann Bach „Zuschauer“ - einkaufende Frauen, spielende Kinder, Wache schiebende Soldaten - einbauen. „Das Umfeld ist ein wenig romantisiert“, sagt der „Regisseur“ lächelnd. Wenn auch keine Dramatik, Dynamik fehlt keinesfalls. Im Galopp rasen Pferdegespanne mit Spritzgeräten zur Brandstelle, mit wehenden Rockschößen und beladen mit Eimern spurtet der Bürger des 18. Jahrhunderts mit Perücke und Haarschleife zum Einsatz. InfoDie Zinnfiguren-Ausstellung im Offenauer Rathaus ist bis 31. Dezember zu den üblichen Öffnungszeiten und am 7. November von 13 bis 17 Uhr zu sehen.